Der Einstieg ist eine Katastrophe. Viel zu deutlich wird der harte Schnitt, der hinter den Kulissen von ‘American Gods’ stattfand und auch die lange Pause zwischen beiden Staffeln erklärt. Aber: Die Serie fängt sich, findet ungefähr ab der Hälfte der acht Episoden ihre Bahn. Zumindest einigermaßen, denn wo die erste Staffel mit Mystik, Überzeichnung und Überraschung punkten konnte, wirkt hier vieles wie eine überbelichtete Kopie. Die Intrigen zwischen alten (Odin, Czernobog, Anubis und anderen) und neuen Göttern (New Media, Technical Boy, Mr. World) sind in Staffel 2 aufgeblasen, hohl und bedeutungslos.
🛒 AMERICAN GODS STAFFEL 2 bei AmazonDie Motivation liebgewonnener Charaktere (Ian McShane als Mr. Wednesday/Odin bleibt großartig, Peter Stormare bekommt zu wenig zu tun) liegt oft im Unklaren, die Dialoge wirken blasiert und überladen, Stil geht vor Story, und Schauplatzwechsel sowie Entwicklungen scheinen völlig beliebig. Das macht es schwer, begeistert dranzubleiben; trotzdem tut man es, weil man weiß, was der fantasievolle und hintergründige Stoff von Romanautor Neil Gaiman hergeben kann. Und weil die überreizende Ästhetik eben doch fesselt. Ob der neue Showrunner (Charles Eglee (‘Dexter’, ‘The Walking Dead’) soll Jesse Alexander (‘Heroes’, ‘Lost’) beerben) in Staffel 3 beides wieder zusammenbringt? Fans und Sammler stellen sich die Box mit 3 DVDs/Blu-rays (inklusive 50-minütigem Nerdtalk von der San Diego Comic Con), Sammelkarten, Poster und Comic-Booklet trotz allem stolz in den Schrein.