Metalcore aus Baden-Württemberg? Nach dem großen Durchbruch klingt das erst mal nicht. Abwarten! LIMINAL, das zweite Werk von Avralize, steht ihrem Debütalbum in nichts nach. Die Platte ist mit 14 Tracks auf den ersten Blick nicht nur fast doppelt so lang wie FREAKS, sondern auch musikalisch haben die vier Jungs aus Rottweil mal wieder in die Trickkiste gegriffen. Wer jetzt aber bei Metalcore an Bands wie Bullet For My Valentine oder Killswitch Engage denkt, wird überrascht sein, denn LIMINAL ist anders. Doch kein Grund zur Enttäuschung: Mit ihrem modernen, bunten Kleidungsstil und auffälligen Accessoires sehen Avralize zwar aus wie eine Indie-Band, und in der Aufmachung des Album-Covers sowie den grellen Musikvideos erinnern sie an die neue Bring Me The Horizon-Ära – doch der Schein trügt. Breakdowns und Screams können sie, wie ‘Bite My Tongue’ beweist – ein Lied, dessen fröhlicher Refrain das Ohrwurmpotenzial eines Indie-Songs hat, gegen Ende jedoch mit Growls überrascht, bei denen man vor Freude am liebsten in den nächsten Moshpit hüpfen möchte. Mehr Geschrei und brutale Riffs gibt’s in ‘Helium’ oder ‘Wanderlust’, aber nur häppchenweise. Dazwischen sorgen elektronische Elemente, rhythmische Schlagzeugeinlagen, groovige Basslinien, kreative Riffs, Keyboard und futuristische Klänge für das gewisse Etwas. Aufgelockert wird das Werk von sphärischen Interludien zwischen den Liedern. Besonders cool: In ‘Medicine’ kommt sogar ein Banjo zum Einsatz. Wer sich jetzt fragt, ob das überhaupt gut klingen kann, sollte am besten selbst reinhören. LIMINAL ist groovig und funkig – keine Beschreibungen, die man normalerweise mit einer Metal-Band assoziiert. Doch es funktioniert. Also: Raus aus der Komfortzone und Bühne frei für Banjo-Metal.
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