Horror aus der Finsternis der finnischen Wälder. Die Regisseure Joonas Pajunen und Max Seec nutzen die Dunkelheit und Tristesse ihres Landes für einen atmosphärischen, aber inkonsequenten Horrorstreifen. Nach 15 Jahren kehren drei Geschwister in ihr verlassenes und runtergekommenes Elternhaus zurück. Ihre Vorgeschichte hat das Trio voneinander entfremdet und bei einigen Traumata hinterlassen. In einer folgenschweren Nacht wurde der Vater der Drei ermordet und Matilda, das jüngste Kind, in einem kleinen Käfig eingesperrt aufgefunden. Die Mutter gilt seit jener Nacht als vermisst.
Guter Ausgangspunkt für einen Konflikt mit der Vergangenheit und einige fiese Psychospielchen. Die drei Hauptdarsteller sollten anscheinend möglichst unterschiedlich wirken, was zur Folge hat, dass die kleine Matilda (stark: Saana Koivisto) wesentlich jünger ist als ihre beiden Geschwister. Anfangs könnte man denken sie sei deren Kind. Alle drei Hauptdarsteller spielen überzeugend, besonders die junge Matilda kann in einigen Momenten ihre Angst und Verunsicherung packend darbieten.
Verwirrender Cast
Auf wechselnden Zeitebenen wird zwischen der Vergangenheit und dem zerrütteten Familienbild der Geschwister in der Gegenwart hin und her geschnitten. Teils so flüssig, dass man nicht merkt, in welcher Zeit man sich gerade befindet – ein wachsames Zuschauen ist nötig. Die Darsteller für die Kinderversionen des Protagonistentrios ist etwas wirr zusammengesetzt. Oft weiß man nicht, wer nun wer ist.
Diese Patzer lassen sich aber schnell durch die angenehme Orchestrierung (außer beim Abspann. Was war denn da los? Aus dem Nichts versaut ein aufdringlicher Hip-Hop-Track die restlichen Gedanken nach dem Film), das natürliche Licht und schönen Bilder wieder vergessen.
Schöne Bilder zum Einschlafen
Wo bei anderen zeitgenössischen Horrorfilmen (allen voran ‘Insidious’ und ‘Annabell’) Jumpscares und ein Endloses Aneinanderreihen von nervtötenden Schreckmomenten bemängelt werden darf, macht ‘Koputus – The Knocking’ genau das Gegenteil. Die ruhigen und teils äußerst gelungenen Kamerafahrten entschleunigen den Zuschauer zwar für den kommenden Trip, doch der Aufbau der Handlung verläuft ziemlich schleppend. Bis zur Hälfte der Spielzeit passiert nahezu nichts.
Die Darsteller tauschen einander durchgehend bedeutungsschwangere Blicke aus – erst nach 45 Minuten wird endlich mit den Traumata der Geschwister gespielt. Eine Szene oder eher ein Anruf ist ein wirklich äußerst fieser Moment, der nachhaltig noch für Elefantenpickel auf dem Rücken sorgt. Mehr solcher unausweichlichen Terrorspiele hätten dem Film geholfen.
Fazit
Ansonsten wird viel ankündigt und Raum zum Interpretieren gelassen. Erst gegen Ende zieht der Film an. Ein Protagonist bricht dann komplett mit dem Stil des Films und spricht vieles einfach aus und nimmt somit die Spannung raus. Gegen Ende gibt es noch einen netten Twist mit Bezug zu aktuellen Weltgeschehnissen. ‘Koputus – The Knocking‘ macht vieles richtig, was andere Streifen im Genre vergeigen. Doch genau die Punkte, die der finnische Kandidat besser macht (unbehagliches Gefühl erzeugen, Atmosphäre aufbauen) werden zu lange ausgespielt, bis zum ersten Mal wahrer Horror aufkommt.
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