
Robb Flynn hat in seiner beeindruckenden Karriere schon oft bewiesen, dass er auf Erwartungshaltungen scheißt: THE BURNING RED (1999), ‘Is There Anybody Out There’ (2016, 65 Millionen mehr Spotify-Klicks als ‘Davidian’) oder CATHARSIS (2018) stellten für Teile der Hörerschaft gehörige Arschtritte dar. UNATØNED zählt zu den Machine Head-Alben, welche außer der Reihe tanzen. Nur zwei Lieder überschreiten die Vier-Minuten-Grenze, die Ideen kommen schlüssig auf den Punkt. Nur hat Flynn (den ich als alleinigen Mann am Lenkrad dieser Band sehe) diesmal aus meiner Sicht zwei entscheidende Fehler begangen: 1. Jedes Lied gipfelt in einem blumig-epischen Höhepunkt. Das ist auf Dauer echt ermüdend, weil sich die Bilder beziehungsweise Töne zu sehr gleichen. Wo ist die Kante, für die diese Band einst stand wie kaum eine zweite? Weg. Komplett. 2. Ich weiß nicht, was den erfahrenen Frontmann geritten hat, auf dieser Scheibe derart moderne Arrangements und Nebengeräusche einzubauen.
🛒 UNATØNED bei AmazonDas bringt den Liedern gar nichts, im Gegenteil, es reißt selbst den wuchtigen Thrash-Riffs von UNATØNED die Beine weg. Auch manche Bridge wackelt gewaltig. Die Lieder weit abseits der Norm (‘Dustmaker’, ‘Scørn’, ‘Bleeding Me Dry’) wirken produktionstechnisch zudem gekünstelt. Also genau das Gegenteil von dem, was Machine Head für mich eigentlich darstellen: Nämlich eine Truppe, die mich mit Adrenalin geflutet hat wie kaum eine zweite. Das über eine meiner absoluten Lieblings-Bands zu schreiben, bereitet mir fast körperliche Schmerzen. Bei UNATØNED fühle ich – beinahe nichts.
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