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Paradise Lost OBSIDIAN

Dark Metal, Nuclear Blast/Warner (9 Songs / VÖ: 15.5.)

5.5/ 7
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In Zeiten, in denen sich die Welt in sich zurückzieht, mal im Schmerz aufbrandet, mal einsam vor sich hin leidet, erscheint ein neues Paradise Lost-Album. So bitter wie ironisch zugleich: Denn wenn es um die Untiefen von Melancholie, Trauer, Depression und Zorn geht (also all das, was uns momentan tagtäglich umgibt), dann kann Paradise Lost niemand etwas vormachen. Hätte es das Wort „misery“ nicht schon gegeben, sie hätten es erfunden. Und nun, inmitten des globalen Wahnsinns, schleudern sie uns einen Song namens ‘Fall From Grace’ entgegen und lassen alles in Flam­men aufgehen.

Man könnte der Band jetzt wortgewaltig prophetische Züge attestieren, aber das ist natürlich Quatsch. Paradise Lost machen einfach das, was sie schon immer gut gekonnt haben: leiden. Das haben sie früher sehr ungestüm und damit erfrischend authentisch getan, später auf subtilere, sanftere Weise, die aber in Sachen Kernbotschaft nicht weniger düster war. Und heute? Sind Paradise Lost noch ein Stückchen gereifter und sicherer in ihrem Ansatz, so erwachsen wie gerade eben nötig zu sein. Ihre Wurzeln zu lieben, ohne sie vollständig wieder ans Licht zu zerren und nicht wie viele Bands so zu tun, als wären sie ewige 18 und hätten noch dieselbe Herangehensweise an Themen und Gefühle.

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Und doch: Selbst wenn man es möchte, ist es einfach unmöglich, Musik ohne ihren aktuellen Kontext zu betrachten. Und so erscheint OBSIDIAN in einer Zeit, die ähnlich bewegt, ähnlich von einem steten Auf und Ab getrieben ist wie diese Songs. Der introvertierte, fast bleiche Start der Platte ist hierbei die Ruhe vor dem Sturm; schon im weiteren Verlauf des Tracks ‘Darker Thoughts’ setzt der klassische Paradise Lost-Groove ein, peitscht im Midtempo, aber präzise brachial direkt ins Hirn, und Nick Holmes packt dazu die Growl-Keule aus. Wie bereits auf den Alben der jüngeren Paradise Lost-Historie setzen die Briten auf Bandbreite: Zart-Melancholisches (‘Ending Days’) paart sich mit Groove-betonten Tracks (‘Ghosts’), gediegenen Düster-Rockern (‘Hope Dies Young’) und Hämmern im Stil der frühen Band-Geschichte (‘Ravenghast’).

Das macht OBSIDIAN zu einem überaus abwechslungsreichen Album, führt aber auch dazu, dass sich in Sachen Atmosphäre Brüche zwischen den Stücken auftun. Nichtsdestotrotz: So ist für jeden etwas dabei, egal, welche Form des musikalischen Leids er bevorzugt – was sich auch in diesem deutlichen Soundcheck-Sieg eindrucksvoll zeigt.

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Saitenhieb: Ich hasse „Female Fronted“

Liebe Metalheads, man sollte ja meinen, dass man sich als Gesellschaft weiterentwickelt: über Missstände aufklärt, Ungerechtigkeiten aufdeckt, den Status quo verändert. Vor allem dafür sind Subkulturen wie unsere da! Anzuprangern, um einen Unterschied herbeizuführen und die Welt (zumindest in unserem kleinen Kosmos) etwas besser zu machen. Aber nicht immer ist jeder Versuch, einen Wandel herbeizuführen, sinnvoll. So wird mir, wenn es um die sogenannte Genre-Bezeichnung „Female Fronted“ geht, einfach nur schlecht. Wir alle kennen sie: die Playlists, die Themenabende, die Best Ofs. Irgendwann muss sich jemand (vermutlich ein Mann) gedacht haben, es wäre eine gute Idee, Bands mit Frontfrau eine…
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