Es ist noch immer nicht leicht, sich bei dem Namen des Protagonisten einzig und allein auf die Musik zu fokussieren. Philip H. Anselmo hat selbst viel dazu beigetragen, dass ständig Nebenkriegsschauplätze diskutiert werden. Der Albumtitel könnte ein selbstironischer Wink mit dem politisch inkorrekten Zaunpfahl sein. Eines ist auch klar: Seit dem Ende von Pantera jagt der 49-Jährige mit seinen Projekten nicht mehr den Hits hinterher (Ausnahme: Down), sondern will das repräsentieren, was er in der Szene seit Dekaden vermisst: Authentizität.
Und diese liefert er auch auf dem zweiten Illegals-Album CHOOSING MENTAL ILLNESS AS A VIRTUE reichlich. Mit „Gesang“ hat das phasenweise nicht mehr viel zu tun, es nimmt stattdessen Mike Patton-Ausmaße an, die Töne gebären, die ansonsten von Zwangsjacken gezähmt werden. Die Musik ist entsprechend, ein Teppich aus Noise und Sludge, Death, Black und Crustcore. Ich finde nicht ein Lied, das mich sonderlich begeistert – aber in seiner selbstzerstörerischen (bisweilen dekadenten) Haltung ist dieses Machwerk auf seltsame Weise ansprechend. Möglicherweise hat Anselmo auch nur seine Geisteshaltung vertont (und getroffen).