Für Ruthless gilt im Grunde das gleiche wie für Aggressor ein paar Seiten zuvor. Nur dass diese Thrasher aus Kalifornien und nicht aus Kanada kommen. Die erste EP aus dem Jahr 1985 wird unter Kennern vergöttert, das nachfolgende Album von 1986 war noch gut, und danach folgte eine ewig lange Veröffent­lichungspause bis 2015. Jetzt soll es noch mal knallen, und der Ansatz, den die Jungs um Originalsänger Sammy DeJohn wählen, funktioniert. Old School vom Songwriting bis zur Produktion (Bart Gabriel) ist angesagt, hier deutet nichts auf das Jahr 2023. DeJohn, welcher der Legende nach 1982 einige Songs mit Metallica aufgenommen haben soll, aber nie zur Band gehörte, klingt noch immer wie sein Jahrzehnte jüngeres Ich. Seine klare, eher melodische Stimme erreicht vereinzelt erstaunliche Höhen, doch dieses Stilmittel kommt nur noch selten zum Einsatz.

Die Stücke selbst variieren zwischen flottem Tempo (‘The Fallen’, ‘Soldiers Of Steel’) und stampfendem Midtempo (‘No Mercy’, ‘Thulsa Doom’) und überzeugen durch Wieder­erkennungswert, auch wenn Ruthless noch nie Könige des eingängigen ­Refrains waren. Als weiteres Highlight entpuppt sich die epische Halbballade ‘End Times’, die selbst alten Thrashern eine Gänsehaut über den Pelz jagt.

***
Du willst METAL HAMMER lesen, aber kein Abo abschließen? Kein Problem! Die aktuelle Ausgabe portofrei nach Hause bestellen: www.metal-hammer.de/heftbestellung
***