Es gibt diese profunde Melancholie, die fast mit Sehnsucht gleichzusetzen ist. Sehnsucht nach etwas, das unwiederbringlich verloren ist. Zu seinen besten Zeiten stand der frühe norwegische Black Metal für genau dieses Gefühl. Über 30 Jahre später stehen auch The Great Sea dafür. Ihr Debüt NOBLE ART OF DESOLATION ist ein Bekenntnis an Archaismus in Musik und Ausdruck, ein innig empfundener Brief an Mutter Natur in all ihrer schaurigen Allmacht. Dass JR (Long Distance Calling) und SH (Ordeal & Plight) hier zusammengefunden haben, ist ein kleiner Glücksfall für die heimische Szene: Beide haben einen ungemeinen Sachverstand für musikalisch übersetzte Emotion, für evokative Klangwelten und Hingabe an ihr Metier.
Kein Wunder wahrscheinlich, dass bei zwei Köpfen wie diesen durchaus eine Art Wesen entsteht, das seltsam zwischen dem Nebel aus Black Metal und Post Rock wandelt, stets auf der Suche nach dem, was uns allen verlorengegangen ist. Die Natur wird zum Inbegriff der Zuflucht, aber dennoch nicht romantisch verklärt wie bei mancher Pfadfindertruppe, sondern so harsch und erbarmungslos gezeigt, wie eine raue See nun mal sein kann. Manchmal weiß man gar nicht, was man vermisst, bis man es gefunden hat. In besonderem Maße gilt das auch für dieses schrecklich schöne Album, das fast so eine Art BERGTATT für die Gegenwart ist.
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