NELL’ ORA BLU – zu Deutsch “die blaue Stunde“ – ist das ultimative Liebhaberwerk. Denn ein Album ist es irgendwie streng genommen nicht. Nachdem die britischen Psych-Doomer um Frontonkel Kevin Starrs eigentlich schon immer konzeptionelle Alben aus dem schmuddelig-bunten Siebziger-B-Filmkosmos geschrieben haben, legen sie mit der neuen Platte gewaltig einen drauf. Dieses Mal vertonen sie einen Giallo – also einen italienischen Slasher-Film – und gehen dabei komplett in den Soundtrack-Modus. Gut, die Hälfte der Nummern ist instrumental. Entweder düsterere Synthie-Beschwörungen mit Bass-Overdrive oder funkige, verzerrte wie psychedelische Nummern, die direkt aus einem Argento-Streifen stammen könnten. Dazu kommen ruhige, verträumte Passagen, welche die Atmosphäre des „Films“ hervorragend rüberbringen. Manchmal sind die „Songs“ aber auch von Schauspielern gesprochene Passagen. Natürlich auf Italienisch.
Mit Sound-Effekten. Denn wo WASTELAND oder NIGHT CREEPER konventionelle Konzeptalben waren, ist NELL’ ORA BLU eine wunderbar klischeeträchtige Geschichte über Verschwörung, Mord und Sex im Bella Italia der Siebziger. Handwerklich tadellos, fesselnd und einzigartig. Aber man muss sich wirklich auf die wilde Nummer einlassen und wird dafür zwischen dem Soundtrack-Kram mit ein paar der besten Rock-Nummern der Band belohnt: Der trockene Protometaller ‘Solo La Morte Ti Amanetta’ und das mit irrem Chor verzierte Riff-Monster ‘Pommeriggio Di Novembre Nel Parco’ sind Meisterwerke.
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