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Saitenhieb: Warum ich Festivals hasse

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Liebe Rocker,

es mag ein Frevel sein, als Metal-Fan folgenden Satz von sich zu geben: Ich hasse Festivals. Die musikalischen Wallfahrten im Hochsommer werden gnadenlos überromantisiert. Wem gefällt schon ernsthaft die Vorstellung, sich den halben Tag in die brüllende Hitze zu stellen, während das eben noch frisch gezapfte Bier längst pisswarm ist, bevor man es auch nur halb geleert hat? Und wenn einem die Sonne ausnahmsweise mal nicht auf die Stirn knallt, dann schüttet es wie aus Eimern.

Ein ursprünglich wochenendfüllendes Programm wird bis zum Äußersten ausgereizt und dauert bei größeren Veranstaltungen inzwischen gerne eine ganze Woche. Der Tagesplan wird unterdessen von Stress durchdrungen, weil man nach jedem Gig (oder sogar bereits währenddessen) quer über ein gigantisches Gelände hechten muss, um ja nichts zu verpassen. Und am Ende sieht man trotzdem nur einen Bruchteil der angepeilten Künstler.

„Ich fahre schon seit x Jahren nach Wacken“

Das Konzept, das vor 54 Jahren mit dem legendären Woodstock Festival seinen Anfang nahm, ist heute nicht mehr wegzudenken. Als essenzieller Bestandteil werden Festivals zu alljährlichen Pilgerstätten für Metal-Begeisterte. Nur sind diese eben nicht so toll, wie gerne dargestellt. Natürlich lässt sich davor die Augen verschließen und sich das Ganze in einer „Ich fahre schon seit x Jahren nach Wacken“-Argumentation schönreden. Man kann aber auch genauso gut ehrlich sein und sich eingestehen, dass die Umstände mehr schlecht als recht sind.

Jedes reguläre Konzert ist im Vergleich eine echte Wonne – besonders dann, wenn es bei angenehmeren Temperaturen stattfindet, man weder eine Woche Urlaub verplempern noch eine halbe Weltreise auf sich nehmen und auch nicht drei, vier oder mehr Tage am Stück die überteuerte Festival-Plörre saufen muss. Trotzdem sehen wir uns wohl beziehungsweise übel kommendes Jahr auf einschlägigen Veranstaltungen wieder, denn sie gehören schließlich irgendwie zum stählernen Lifestyle dazu. Und was tut man nicht alles, um seine Lieblings-Bands zu sehen?

Euer Tom

Ihr erreicht den Autor unter redaktion@metal-hammer.de.

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