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Drei Stunden vor dem Auftritt von The Warning bildet sich eine lange Schlange vor dem Berliner Metropol. Die Band spielen zum zweiten Mal in der Stadt. Voriges Jahr stieß ihr Konzert hier auf überschwängliche Resonanz, nun ist der Andrang noch größer. Zumindest in der deutschen Hauptstadt werden sie bereits als die nächste große Rock-Sensation gehandelt. Daniela, Paulina und Alejandra schlendern in den Raucherbereich des Metropol und lassen sich in die moosgrüne Couch am Ende des Raums fallen.
Die Sehnsucht nach einem Moment der Ruhe ist verständlich, denn in den vergangenen Monaten waren sie viel auf Achse. KEEP ME FED ist deshalb in Etappen entstanden. „Wir haben zwischen unseren vielen Konzerten Songwritingsessions eingelegt“, sagt Paulina. „Wir kehrten nach Hause zurück, nach Monterrey, haben geschrieben, aufgenommen, und sind direkt im Anschluss wieder los. Ich glaube, dieses Chaos kann man auf dem Album hören.“
Modern aus Trotz
Beim Marketing sind The Warning jedoch keinesfalls chaotisch. KEEP ME FED folgt einem ausgeklügelten Plan: Statt sich auf eine Handvoll Single-Auskopplungen zu konzentrieren, veröffentlicht die Band seit nunmehr einem Jahr häppchenweise die auf ihrem aktuellen Album enthaltenen Songs. Das umfassende Thema: Exzess. Und beinharte Gesellschaftskritik. „KEEP ME FED handelt von dem immer stärker werdenden Verlangen nach materiellen Gütern und der Tatsache, dass diese nicht zwangsläufig glücklicher machen“, führt Paulina aus. „Doch wir leben in einer Gesellschaft, in der Materialismus zum obersten Gebot erhoben wird.“ Songs wie ‘S!ck’ oder ‘More’ erzählen davon. Dass sie mit ihrer Single-fokussierten „Mehr ist mehr“-Mentalität dem gesteigerten Kosumverhalten in die Karten spielen, wissen sie. Sie tun es dennoch.
The Warning nutzen bewusst die Methoden ihrer Kritiker. Zum Beispiel mit ‘Narcisista’ (NARCISISTA, 2019), als sie auf Drängen der spanischsprachigen Medien einen Song in ihrer Muttersprache veröffentlichten, nur um darin genau diese Forderung zu kritisieren. Dieses Vorgehen trägt Früchte. Alle bisherigen Singles gehören zu den meistgestreamten Songs von The Warning. Labels lechzen nach einzelnen Liedern oder EPs, nach kompakten Formaten, die sich schnell vermarkten lassen. Doch mit KEEP ME FED pocht die Band weiterhin auf das altbackene Albumformat, auf dem die neuen Songs gebündelt veröffentlicht werden und somit ihrer Kritik am Materialismus auch in konservativen Rocker-Kreisen Schlagkraft verleihen soll.
Warum The Warning einst Angst davor hatten, ‘Enter Sandman’ zu covern und was das Artwork von KEEP ME FED zu bedeuten hat, lest ihr in der METAL HAMMER-Juliausgabe 2024, erhältlich am Kiosk oder indem ihr das Heft bequem nach Hause bestellt. Noch einfacher und günstiger geht’s im Abo!
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