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So war das Böhse Onkelz-Comeback am Hockenheimring

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Was sind im Vorfeld nicht schon alles für Superlative gefallen? Neun Jahre nachdem die Böhsen Onkelz auf dem Lausitzring Adios sagten, feiern sie nun die wohl größte Reunion des Jahres auf dem Hockenheimring. Die Fakten dieses Megaevents sprechen für sich: 2 Tage, 100.000 Fans pro Abend, knapp 30.000 weitere Anhänger beim Public Viewing in der Frankfurter  Commerzbank-Arena, ein Orchester, massenweise Pyros, eine Monster-Bühne und vier Onkelz, die es nochmal wissen wollen. Tatkräftige Unterstützung haben sich die Herren Weidner, Russell, Röhr und Schorowsky dabei in Form von Soulfly, Crowbar und Limp Bizkit geholt.

Böhse Onkelz live am Freitag, 20.06.2014

Vorbands haben bei den loyalen Fans der Böhsen Onkelz einen schweren Stand – erst recht bei einem so einmaligen Konzert, bei dem die Onkelz-Anhänger sehnsüchtig auf die Rückkehr ihrer Helden warten. Neben den vier Deutschrockern werden andere Bands eher geduldet als anerkannt; So haben es Max Cavalera und seine Band Soulfly dann auchdementsprechend schwer als Opener. Zwar passen die brasilianisch angehauchten Rhythmen eigentlich recht gut zum sommerlichen Wetter, wirkliche Soulfly-Stimmung kommt kaum auf. Und das obwohl der Innenraum des riesigen Geländes schon mehr als gut gefüllt ist. Alle Sinne der Fans sind auf das große Comeback später am Abend gerichtet – Soulfly arrangieren sich hier mit ihrer Rolle als hochwertige, metallische Hintergrundbeschallung. Sie Südtribüne füllt sich langsam, während Sohnemann Zyon Cavalera in die Felle drischt und der Vater das Mikro bearbeitet. Nach Knapp 40 Minuten bringt der Vierer dann auch ohne großes Murren und Knurren sein solides Set mit ‘Eye For An Eye‘ zu Ende.

Etwas mehr Staub als ihre Vorgänger können die Nu-Metal-Veteranen von Limp Bizkit aufwirbeln. Live wissen Fred Durst und Co. ohnehin was sie zu tun haben und konzentrieren sich hauptsächlich auf ihre goldenen CHOCOLATE STARFISH AND THE HOT DOG FLAVORED WATER-Zeiten. ‘Rollin‘ (Air Raid Vehicle)‘ macht den Anfang einer Best-Of-Show, bei der wie so oft Gitarrist Wes Borland die Blicke mit bizarren Bühnenoutfits auf sich zieht. Mit seinem komplett in Schwarz gehaltenen Fummel würde er sicherlich auch bei den Kollegen von Slipknot eine gute Figur abgeben. Respektablen Applaus ernten Hits wie ‘My Way‘ oder ‘Take A Look Around‘ trotzdem. Nach ’Break Stuff’ heißt es dann aber auch für Limp Bizkit Platz machen für die Initiatoren dieses beispiellosen Spektakels.

Die Umbaupause wird erstmal von einigen zeigefreudigen Damen genutzt, um sich auf den riesigen Leinwänden unter frenetischem Beifall zu präsentieren (Stichwort: Tit-Cam), bevor Schauspieler Ben Becker zu einer Motivationsrede ausholt. Ein bizarr anmutender Auftritt, der mit vielen Zitaten aus Onkelz-Texten die Fans noch weiter anstachelt. Anschließend gibt die Frankfurter Philharmonie in einer Box unterhalb der rechten Leinwand eine dramaturgisch toll in Szene gesetzte Version von ‘28‘ zum Besten. Spätestens jetzt steigert sich die Spannung ins Unermessliche. Als dann die ersten Töne von ‘Hier sind die Onkelz‘ vernommen werden, gibt es kein Halten mehr. Die Böhsen Onkelz sind zurück und die Freude unter den Fanscharen kennt keine Grenzen.

Endlich kommen auch die Leinwände und Scheinwerfer-Batterien an den vier brachialen Türmen der größten Bühne, die jemals in Europa aufgebaut wurde, zur Geltung. Diese zeigen die Onkelz in bestechender Form: Gonzo schüttelt sich mit Cowboy-Hut ein treffsicheres Solo nach dem anderen aus dem Ärmel, während Pe hinter der Schießbude nach all den Jahren immer noch den unerschütterlichen Fels in der Brandung mimt. Kevin Russells Stimme aus der Gosse harmoniert nach wie vor bestens mit Stephan Weidner, dessen Bass den Hockenheimring nicht selten zum Vibrieren bringt. Der erste Song-Block hält mit ‘Finde die Wahrheit‘ oder ‘Nr. 1‘ bereits erste Highlights parat, bei ‘Koma‘ steuert gar Rapper Moses Pelham in Schlabber-Latzhose einen Gesangspart bei. Kollektive Ekstase entfaltet sich wieder bei ‘Wir ham‘ noch lange nicht genug‘.

Wenig später bahnen sich die Onkelz dann ihren Weg über den etwa 100 Meter langen Steg hin zur kleinen Bühne inmitten der Menschenmassen, wo sie eingerahmt von einer Orchester-Version zu ‘Panamericana‘ mit einem kleinen Akustik-Set und Songs wie ‘Ich bin in dir‘ oder ‘Wieder mal ‘nen Tag verschenkt‘ für Gänsehautmomente sorgen. ‘Die Firma‘ und ‘Erinnerungen‘ bilden im letzten Teil des regulären Sets die zweifellosen Höhepunkte, bevor der Zugabeteil mit ‘Feuer‘ und gewaltigen Flammensäulen eingeleitet wird. Heiß! Bei den beiden Partykrachern ‘Mexico‘ und ‘Auf gute Freunde‘ wird natürlich nochmal das Tanzbein geschwungen. Nach fast drei Stunden heißt es dann zum krönenden Abschluss ‘Nichts ist für die Ewigkeit‘. Die Onkelz bleiben aber, wie Weidner seinen Fans verspricht. Und damit ist nicht nur der zweite Konzert-Tag gemeint…

Böhse Onkelz live am Samstag, 21.06.2014

Am zweiten Tag des Onkelz-Comeback-Konzertes zeichnet sich in vielerlei Hinsicht ein ähnliches Bild ab. Crowbar mühen sich ähnlich wie Soulfly ab, das Publikum auf ihre Seite zu ziehen. Die tonnenschweren Sludge-Riffs vor schon am Nachmittag 50.000 Menschen und praller Sonne stoßen nicht bei allen Anwesenden auf Interesse. Einige Fans gehen mit, der Großteil nimmt den Auftritt mit Respekt zur Kenntnis. Der bärtige Sänger Kirk Windstein beschränkt die Kommunikation auf ein Minimum und beendet den Gig mit Anstand. Insofern lässt sich zu Crowbar und Soulfly nur eins sagen: Schade, denn Mühe haben sich beide Bands gegeben. Doch im Schatten des Onkelz-Comebacks fällt es schwer, zu punkten.

Limp Bizkit setzen bei ihrem zweiten Versuch vermehrt auf Cover-Versionen. So steigen sie dieses Mal nicht etwa mit ‘Rollin‘ (Air Raid Vehicle)‘ ein, sondern zünden zunächst ein Cover-Medley, das sich unter anderem bei Guns n‘ Roses (‘Welcome To The Jungle‘) und Metallica (‘Master Of Puppets‘) bedient. Selbst ‘Hot Dog‘ wird mit ‘Creeping Death‘ etwas aufgehübscht und sogar Rage Against The Machines ‘Killing In The Name‘ wird zum Wohle der Allgemeinheit als kleines Ass im Ärmel gezückt. Das Publikum spielt die Spielchen von Fred Durst, der heute im Onkelz-Shirt auf er Bühne steht und mit markigen Sprüchen glänzt, mit. Die Amis können also im Vergleich zum ersten Auftritt eine ordentliche Schippe drauflegen.

Das Intro-Prozedere bei den Böhsen Onkelz bleibt ebenfalls wie gehabt, läuft dieses Mal in Verbindung mit den Pyros allerdings etwas flüssiger ab. Generell wirkt die Band heute gelöster und agiler. Der enorme Druck vom Vortag ist längst abgefallen, die Onkelz können dementsprechend deutlich befreiter aufspielen und bei sattem Sound die Menschenmassen erneut mitreißen. Auch die Stimmung scheint bei Krachern wie ‘Nur die Besten sterben jung‘ noch eine Spur ausgelassener zu sein.

Kleiner Wehrmutstropfen: Platz für Spontanität gibt es bei diesen beiden Mega-Auftritten kaum. Die Setlist ist exakt dieselbe und lässt den ein oder anderen Klassiker wie ‘Heute trinken wir richtig‘, ‘Bomberpilot‘ oder ‘Die Stunde des Siegers‘ vermissen. Auch die Ansagen von Stephan Weidner, in denen nicht selten die dunkle Vergangenheit von Kevin Russell, aber auch die Freude, wieder gemeinsam vor den Fans auf der Bühne zu stehen, thematisiert wird, unterscheiden sich kaum und wirken perfekt einstudiert. Logisch: Die Fans sollen an beiden Tagen das gleiche Spitzen-Programm geliefert bekommen! Das ist aber Jammern auf allerhöchstem Niveau, denn was die Onkelz hier auf die Beine gestellt haben, sucht in Deutschland Seinesgleichen und darf gut und gerne als ein Stück Musikgeschichte bezeichnet werden. Und auch wenn die Reunion unter dem Motto ‘Nichts ist für die Ewigkeit‘ stand, so wird nach dem abschließenden Feuerwerk klar, dass diese beiden Konzerte definitiv Etwas für die Ewigkeit waren und dieses Comeback der Böhsen Onkelz Großes verspricht.

Setlist Böhse Onkelz

28 (Orchester)

Hier sind die Onkelz

Mutier mit mir

Finde die Wahrheit

Kinder dieser Zeit

Der Preis des Lebens

Nr. 1

Koma (mit Moses Pelham)

Immer auf der Suche

Wenn du wirklich willst

Wir ham‘ noch lange nicht genug

Hast du Sehnsucht nach der Nadel

Der Himmel kann warten

Terpentin

Nur die Besten sterben jung

Paradies

Dunkler Ort

Panamericana (Orchester)

Wieder mal ‘nen Tag verschenkt

Ich bin in dir

Bin ich nur glücklich, wenn es schmerzt

Nichts ist für immer da

Panamericana (Orchester)

Die Firma

Macht für den, der sie nicht will

Lüge

Erinnerungen

Feuer

Mexico

Kirche

Auf gute Freunde

Nichts ist für die Ewigkeit

Baja (Orchester)

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