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Im Nieten-Pit bei: Dirkschneider + Anvil + Dying Gorgeous Lies

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Udo Dirkschneider spielt Accept-Klassiker – für Metaller jeden Alters deutete diese Nachricht bereits im Vorfeld nichts weniger als ein nostalgisches Freudenfest mit Faustballgarantie an. Und so kam es dann auch: Als die am 11.3. in Leipzig begonnene „Back To The Roots“-Tour am gestrigen Sonntag im Berliner Postbahnhof-Club endet, bleibt eine Schneise der Verwüstung und Euphorie zurück und entfacht das ewige Duell um das Erbe von Accept erneut.

Vorprogramm

Nach den bayerischen Heavy-Thrashern Dying Gorgeous Lies überzeugt die kanadische Gruppe Anvil mit einer Mischung aus alten Klassikern (‘March of The Crabs’, ‘666’, ‘Metal On Metal’) und neueren Stücken (frisch vom aktuellen Album: ‘Daggers And Rum’, ‘Die For A Lie’) sowie der zwischen Wahnsinn und sympathischer Kauzigkeit pendelnden Mimikdarbietung von Sänger Steve „Lips“ Kudlow. Dieser steht der neue Bassist Chris Robertson übrigens in nichts nach. Mit publikumsnahen Ansagen, unterhaltsamen Drum- und Gitarrensoli (inklusive Dildo-Einsatz!) sowie dem Lemmy gewidmeten Stück ‘Free As The Wind’ gelingt es dem ewig unterschätzten Trio, den ausverkauften Postbahnhof auf Betriebstemperatur zu bringen und auch in Sachen Bierkonsum auf den Headliner vorzubereiten.

Klassikeralarm

Und der macht einiges her: Udo Dirkschneider und seine von U.D.O. bekannte Band (inklusive Dirkschneiders Sohns Sven am Schlagzeug) präsentieren sich von der ersten Minute an durchschlagend. Die Klassiker-Setlist beginnt mit dem gnadenlosen Dreier ‘Starlight’, ‘Living For Tonite’ und ‘Flash Rockin´ Man’ und gipfelt dann zum ersten Mal im feierbaren Höhepunkt ‘London Leatherboys’, der erhobene Fäuste, dauerfliegende Haare, krachende Nacken und natürlich lautstarke Mitgröler garantiert. An diesem Abend stimmt einfach alles: Bei gutem Sound und Blitzlichtgewitter zeigt sich „The German Tank“ bestens bei Stimme, dirigiert sein Publikum, genießt den Auftritt sichtlich und stiert – wenn die Augen denn mal geöffnet sind – mit purem Wahnsinn im Blick durch den Club. Auch die Saitenfraktion hinterlässt einen durchwegs positiven Eindruck: Andrey Smirnov, Kasperi Heikkinen und Fitty Wienhold agieren nicht nur musikalisch stark und lobenswert, sondern zeigen sich dazu grundsympathisch und nähern sich in Sachen Bühnendarbietung und Posen an alte Accept-Glanzzeiten an.

Die Essenz von Heavy Metal

Überhaupt ist das der große Unterschied: Während Accept live mittlerweile viel neues, von Mark Tornillo eingesungenes Material zum Besten geben, lassen Dirkschneider und seine Mannen auf dieser Tour einen Klassiker nach dem nächsten vom Stapel, zocken ein fast zweistündiges Set und perfektionieren das Fan-Glück endgültig. Highlights sind das überragende ‘Breaker’, der unvermeidbare Mitgröler ‘Princess Of The Dawn’ sowie die Gassenhauer ‘Restless And Wild’, ‘Son Of A Bitch’ und ‘Up To The Limit’. Auch wenn die Luft zwischendrin mal kurzzeitig raus ist und sich erste Müdigkeitserscheinungen im Publikum breit zu machen scheinen, zeigt sich Berlin über weite Strecken textsicher, lautstark sowie begeisterungsfähig und feiert, als gäbe es kein Morgen mehr. Nach dem starken ‘Losers And Winners’ ziehen die Heavy Metal-Veteranen noch einmal an und feuern hintereinander ‘Metal Heart’, ‘I´m A Rebel’, ‘Fast As A Shark’, ‘Balls To The Wall’ und das finale ‘Burning’ in die Runde – wer bisher noch keinen Nackenbruch erlitten hat, ist spätestens jetzt fällig; Menschen jedweden Alters liegen sich seelig in den Armen und trinken auf das eben erlebte Glück. Denn es ist nicht weniger als die Essenz von Heavy Metal, die Dirkschneider auf dieser Tour so schnörkellos wie unbändig kraftvoll zelebrieren – welch ein Glück, dass sich Sänger wie Band offenbar in der Form ihres Lebens befinden und am Ende des Abends keine Wünsche offen lassen.

Wermutstropfen

Der einzige Wermutstropfen ist die Tatsache, dass Dirkschneider nach Ablauf des Jahres 2016 keine Accept-Songs mehr zum Besten geben will. Jeder Heavy Metal-Fan, der im Festival-Sommer noch die Chance auf das so großartige wie historische Live-Erlebnis hat, sollte diese unbedingt wahrnehmen und sich auf ein Feuerwerk an Hits sowie maximalen Faustballalarm freuen.

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Editorial METAL HAMMER 04/2024

Liebe Metalheads, jetzt nicht durcheinanderkommen: METAL HAMMER feiert sein 40. Jubiläum – in dieser Ausgabe blicken wir aber 30 Jahre zurück! Warum? Nun, zum einen hatten wir das Metal-Jahr 1984 bereits vor knapp fünf Jahren (Ausgabe 11/2019) haarklein durchleuchtet. Zum anderen hat es uns schlicht umgehauen, was 1994 los war im Metal-Universum: Machine Head und In Flames hinterlassen unauslöschliche Brandspuren! Amorphis und Bolt Thrower veröffentlichen wegweisende Platten! Emperor und Mayhem schreiben schwarze Genre-Geschichte! Nine Inch Nails und Korn krempeln alles um! Es gibt so viel zu erzählen, dass wir um diese Titelgeschichte nicht herumkamen. Mehr noch: Statt der üblichen 66,6…
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