Sechs Gitarren für ein Halleluja: Himmlische Harmonien und eine höllisch gute Stimmung – Audrey Horne, Dead Lord und Dead City Ruins machen es möglich.
Junge, partyhungrige Retro-Rocker wussten es genauso wie alteingesessene Thin Lizzy-Anhänger: Im Kulttempel in Oberhausen sollte sich zum Wochenende etwas Gewaltiges zusammenbrauen. Mit Audrey Horne, Dead Lord und Dead City Ruins finden sich gleich drei gitarrenverliebte Bands ein, deren Sound die DNA Phil Lynotts trägt. Sie bloß auf das Verwalten des Lizzy-Erbes zu reduzieren oder gar festzunageln, würde aber keiner der spielwütigen Bands auch nur annähernd gerecht werden. Die Wurzeln ihrer Musik mögen ähnlich sein, jede hat aber ihren ganz eigenen Charme.
Wie so oft wird der Opener schon deutlich früher auf die Bühne gescheucht, als ursprünglich geplant und so sind Dead City Ruins beim Betreten des Clubs mitsamt schicken Kirchenfenster-Wandmalereien schon in vollem Gange. Auch in Australien haben sie scheinbar etwas von doppelläufigen Gitarrenleads gehört, im Falle des Quintetts aus Melbourne werden diese aber deutlich dosierter eingesetzt als bei den harmoniebedürftigen Nachfolgebands aus Skandinavien.
Mit akzentuierten Blues-Anleihen und teils überraschenden Falsett-Einlagen von Sänger Jake Wiffen fahren sie die ersten sicheren Punkte des Abends ein. Da lässt es sich Wiffen wenig später auch nicht nehmen, den Bartresen zu erobern und von dort aus die Meute in zwei Hälften um die Wette grölen zu lassen. Einzig der schwache Sound schmälert den durchweg positiven Ersteindruck ein wenig. Wenn man neben sich bierselige Unterhaltungen ertragen muss, weil die Band trotz energischer Performance leider nur in gehobener Zimmerlautstärke beim Publikum ankommt, dann läuft definitiv etwas falsch.