Das alte „Rein-raus-Spiel“ mal anders: Jesse Leach ist zurück am Mikro von Killswitch Engage, nachdem er Anfang dieses Jahres Howard Jones abgelöst hatte, der vor zehn Jahren wiederum ihn abgelöst hatte. Sex mit dem Ex – geht das gut? Und wie das gut geht: Bei ihrem Gastspiel im ausverkauften Hamburger Grünspan beweist die wiedervereinte KSE-Fraktion eindrucksvoll, dass jedwede Zweifel völlig unangebracht sind.
Zunächst gehen jedoch die garstigen Heavy-Black-Thrasher Skeletonwitch auf die Bretter – ein ungewöhnlicher, aber absolut hochklassiger Support. Statt ein bis drei Durchschnitts-Metalcore-Kapellen ins Vorprogramm zu nehmen, bieten Killswitch ihrem Publikum also ein bisschen musikalische Horizonterweiterung und lassen ihre US-Kollegen satte 45 Minuten lang Vollgas geben. Die gut aufgelegten (und biertankenden) Skeletthexen um Sänger und Mittelscheitelbiergott Chance Garnette zocken sich wie eine unheilvoll rockende Kakophoniewalze durchs 15-Tracks-Set, das eine ausgewogene Mische aus ihren bisherigen Alben (mit leichtem Schwerpunkt auf ihrem aktuellen Gehörknochenbrecher FOREVER ABOMINATION) bietet. Danach ist erstmal Durchatmen und Ohrenwundenlecken angesagt.
Als schließlich Killswitch Engage (nach einem obligatorischen ‘The Boys Are Back In Town’-Intro) mit ‘Fixation On The Darkness’ die Bühne betreten (bzw. im Fall von Gitarren-Weirdo Adam Dutkiewicz stürmen, umhertollen, hopsen) und im Hintergrund das Artwork der 2002er ALIVE OR JUST BREATHING-Platte prangt, nach der Leach die Band Hals über Kopf verlassen hatte, wird binnen Sekunden klar: Killswitch Engage im Jahre 2012 sind quicklebendig und strotzen nur so vor positiver Energie. Jesse Leach ist nach wie vor eine absolute stimmliche Macht und macht den (gesundheitsbedingten) Abgang vom „großen schwarzen Mann“ Howard Jones schnell vergessen. Verständlicherweise liegt der Fokus der Setlist eher auf alten Hits wie ‘Numbered Days’, ‘Self Revolution’ oder ‚Life To Lifeless’, während das jüngste, selbstbetitelte Killswitch-Release von 2009 mit gar keinem Song vertreten ist. Der brodelnden Stimmung im Saal tut dies keinen Abbruch, im Gegenteil: Die Stücke der ALIVE-Platte gehören nach wie vor mit zu den besten, die die wegbereitenden Genrepioniere aus Massachusetts je zusammengezimmert haben, und lassen die Fans der ersten Stunden im Moshpit frohlocken.
Zwischendurch gibt Dutkiewicz, vorbildlich mit rotem Hamburg-Bandana geschmückt, wie gewohnt den Pausenclown und bringt mit seinem irren Gezappel (von den straffen Hotpants und sexy Männerbrüsten ganz zu schweigen) nicht nur das Publikum, sondern auch die eigenen Kollegen zum Lachen. „Thank you for making me welcome here“, bedankt sich Leach artig – kein Problem, Jesse, mit so einer starken Performance bist du immer willkommen! Nach der Pflichtzugabe ‘My Last Serenade’ und dem DIO-Cover ‘Holy Diver’ ist nach einer guten Stunde Schluss – nur Dutkiewicz steht am Ende noch allein und verlassen auf der Bühne und intoniert einen „Hamburg, baby, I love you“-Blues. Ein bärenstarker Auftritt der neuen alten KSE, bei dem sich jedoch der ein oder andere vielleicht insgeheim einen Song der grandiosen Times Of Grace-Platte THE HYMN OF A BROKEN MAN gewünscht hätte. Aber man kann nun mal nicht immer alles haben.
Setlist Killswitch Engage
Fixation On The Darkness
Rose Of Sharyn
Numbered Days
This Is Absolution
Self Revolution
Take This Oath
Prelude
Vide Infra
Temple From The Within
The Arms Of Sorrow
A Bid Farewell
Life To Lifeless
My Curse
The End Of Heartache
My Last Serenade
Holy Diver
Setlist Skeletonwitch
Erased And Forgotten
Submit To The Suffering
Reduced To The Failure Of Prayer
The Horrifying Force (The Desire To Kill)
Repulsive Salvation
Beyond The Permafrost
The Infernal Resurrection
Fire From The Sky
Vengeance Will Be Mine
Upon Wings Of Black
Choke Upon Betrayal
Of Ash And Torment
Crushed Beyond Dust
Shredding Sacred Flesh
Within My Blood
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