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Live bei Green Carnation in Norwegen

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26.11.2016, Kilden Theater- und Konzerthaus, Kristiansand (Norwegen)

Auszüge der internationalen Fachpresse lesen sich allesamt wie die Crème de lá Crème der Superlative. Man ist sich einig, wenn man dieser Tage über Green Carnation schreibt. In der Tat war es ein sehr aufbrausendes Jahr für die sympathischen Herren aus Kristiansand:

15 Jahre nach der Veröffentlichung ihres Opus Maximus LIGHT OF DAY, DAY OF DARKNESS führen sie ihr 60-minütiges Monumentalwerk zum ersten Mal überhaupt in Gänze auf handverlesenen Festivals auf (u.a. Blastfest, Roadburn und ProgPower USA) und ebnen damit den Weg zu einem finalen Gipfeltreffen im prestigeträchtigen und 1.200 Plätze fassenden Theater- und Konzerthaus Kilden in ihrer Heimatstadt Kristiansand. Diesem einmaligen Spektakel wohnten weltweit angereiste Fans aus knapp 20 verschiedenen Ländern bei, die Zeuge eines denkwürdigen Abends werden sollten.

Bei der offiziellen Pre-Party

Dabei nimmt alles erstmal einen sehr familiären Lauf. Bereits am Vorabend trifft man sich im örtlichen Metalbistro Onkel Aksel zur offiziellen Pre-Party. Eine kleine Kunstausstellung mit Werken aus dem Bandumfeld, ein speziell für den Anlass kreiertes Menü, ein Screening der A NIGHT UNDER THE DAM DVD und eine intime Akustik-Performance von Sänger Kjetil Nordhus und Multiinstrumentalist Stein Roger Sordal runden den Abend perfekt ab und steigern die Vorfreude auf das noch Kommende enorm.

Und überhaupt muss man der Band an dieser Stelle ein großes Kompliment aussprechen: Schon Wochen zuvor kümmerte sie sich persönlich um ihre angereisten Anhänger, versorgte sie in einer eigens erstellten Facebook-Gruppe mit allerhand nützlicher Informationen rund um das Wochenende in Kristiansand, stand Rede und Antwort für alle aufkommenden Fragen, war auf der Pre Party stets für einen netten Plausch zu haben und feierte den „Last Day Of Darkness“ zusammen mit ihren Fans auch direkt nach dem Konzert noch in den umliegenden Bars und Pubs. In Zeiten von teils lachhaften Meet & Greet- und VIP-Tickets setzen Green Carnation hier ein deutliches Zeichen, bewahren sich ihre Fannähe und bieten Service, wovon man heutzutage nur träumen kann.

Seelenstriptease von Tchort

Das Konzert selbst beginnt am darauffolgenden Samstagabend zunächst mit einem Seelenstriptease von Tchort, Mastermind hinter LIGHT OF DAY, DAY OF DARKNESS. Über eine riesige Leinwand werden Hintergründe der Entstehung des Albums beleuchtet und mit intimen Einblicken des Gitarristen versehen. So verarbeitete Tchort mit dem einstündigen Song einerseits den Tod seines Sohnes und gleichzeitig die spätere Geburt seiner Tochter auf der anderen Seite.

Dementsprechend ist auch das Stück musikalisch wie lyrisch gespickt mit Gegensätzlichkeiten, thematischen Gegenüberstellungen, wütenden Ausbrüchen, lieblichen Zwischenspielen – schlicht eine Achterbahnfahrt der Gefühle, die nach allen Regeln der Kunst in pure musikalische Dramaturgie übersetzt wurde. Es folgen Zitate von Fans aus der ganzen Welt, die die Tragweite dieses Werks aufzeigen. Egal ob es zur eigenen künstlerischen Inspiration dient, den Verlust einer vergangenen Freundin verarbeiten lässt, oder einfach nur treuer Begleiter durch dunkle Zeiten ist, LIGHT OF DAY, DAY OF DARKNESS ist für Band und Fans weit mehr als nur Musik.

Eine Therapie

Vielmehr eine Therapie, die alle erdenklichen Emotionen durchwandert und ebenso viele Genres auf sich vereint. Ansätze von Progressive, Gothic, Doom, Black, Avantgarde, Symphonic und etlichen weiteren Subgenres des Metal ABCs lassen sich ausfindig machen, die wiederum in vielen wiederkehrenden Motiven eingeflochten werden und so nie das große Ganze aus den Augen verlieren lassen. Eine kompositorische Meisterleistung, die auch live etliche Male für Gänsehaut sorgt und in Teilen sogar noch eindringlicher umgesetzt wird, als auf Platte. Dies ist allen voran dem dritten Gitarristen Michael Smith Krumins geschuldet, der besonders riffbetonte Passagen noch zusätzlich mit grandiosen Lead- und Soloeinlagen ausschmückt und damit auch dem hartgesottensten Fan einige Aha-Effekte beschert. Auch die ursprünglich von einer Frauenstimme und Saxophon getragene Überleitung in die zweite halbe Stunde des Songs wird komplett umarrangiert und nun durch komplett orientalisch angehauchtes Bouzouki-Intermezzo ersetzt – Stark!

Ein ständig fließendes Wechselspiel

Weitere Parts herauszugreifen fällt angesichts des ständig fließenden Wechselspiels aus laut/leise, wütend und ergreifend, oder düster bis erhellend äußerst schwer. Pink Floyds „One Of These Days“ wird beispielsweise zu Beginn des zweiten Drittels mit norwegischer Härte einfach an die Wand gespielt, Kjetil veredelt die philosophischen Lyrik-Antagonisten konsequent mit seiner variablen Stimmgewalt und wenn im letzten Drittel der schwermütige Doom einem lieblichen Pianospiel weicht, aus dessen Tiefen das epische Gitarrensolo von Björn Harstad emporsteigt, dann werden Augen mehr als nur feucht.

Es ist die übergreifende konzeptionelle Dichte und Dynamik mit der dieser einzige Song vorgetragen wird, die selbst nordische Großmeister wie Katatonia, Opeth oder Amorphis erblassen lassen. Und während das psychedelische Finale in das galoppierende Outro-Riffing mündet, greift Kjetil zum Mikrofon und bedankt sich bei allen Anwesenden. Zu diesem Zeitpunkt hält es keinen mehr auf den Sitzen und der Applaus hallt noch lange nach dem letzten Ton der Spieluhr nach. Ein bewegender Abend, eine meisterhafte Darbietung eines unerreichten Songs und ein grandioses Konzerterlebnis, womit sich Green Carnation ein Denkmal für die Ewigkeit gesetzt haben.

Wehrmutstropfen für alle Daheimgebliebenen

Kleiner Wehrmutstropfen für alle Daheimgebliebenen, die nicht Zeuge dieses Spektakels werden konnten: Das Konzert wurde für eine spätere DVD-Veröffentlichung komplett mitgeschnitten und kann über eine aktuell noch laufende Crowdfunding-Kampagne unterstützt werden: https://www.indiegogo.com/projects/last-day-of-darkness/#/

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