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METAL HAMMER PARADISE: So war es am Weissenhäuser Strand

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Das Indoor-Festival an der Ostsee war auch dieses Jahr wieder restlos ausgebucht – und zwar bevor überhaupt eine einzige Band feststand. Ob es das für 2023 wieder gilt, bleibt abzuwarten. Aber der Run auf die Tickets und Apartments läuft bereits. Wer also im kommenden Jahr am 17. und 18. November beim METAL HAMMER PARADISE dabei sein will, sollte nicht mehr zu lange zögern. Der Online-Verkauf ist soeben am heutigen Montag, den 21. November 2022 um 12 Uhr auf www.metal-hammer-paradise.de gestartet.

Einen ausführlichen Nachbericht mit allen Bands, exklusiven Fotos und Veranstalterinterview gibt es im nächsten METAL HAMMER (ab 14.12. im Handel). Doch lasst uns auch hier kurz einen kleinen Blick zurück darauf werfen, wie es dieses Jahr am Weissenhäuser Strand zuging. Nachdem Sebastian Kessler zum ersten Mal als Chefredakteur das Festival eröffnet hat, gingen Clawfinger getreu dem Motto „Party like it’s 1997“ vor. Der auf den Bandnamen umgedichtete James Bond-Song ‘Goldfinger’ schürte zunächst Stimmung, dann regierte der Crossover der Schweden. Obwohl das Quintett alles gab, Frontmann Zak Tel an einer Stelle seinen Bierbauch vorzeigte, und Bassist André Skaug ausgiebig und voller Hingabe seine Tom Araya-Gedächtnis-Mähne schüttelte, wollte die Stimmung noch nicht komplett überkochen – was wiederum Clawfinger irritierte.

Hinten raus kamen sie dann aber alle: die alten Klassiker ‘Warfair’, ‘Biggest & The Best’, ‘The Truth’ und ‘Do What I Say’. Der Song mit dem N-Wort fehlte leider aus Gründen der politischen Korrektheit, was sicher auch den im Publikum mitfeiernden Eisbrecher-Chef Alex Wesselsky störte. Bei der aufstrebenden Frauen-Formation Cobra Spell um Sonia Anubis (ex-Crypta, ex-Burning Witches) bildete sich eine riesige Schlange vor der Riff Alm, der kleinsten Bühne des Festivals. Die fünf Metallerinnen gingen derbe ab, vor allem Anubis moshte, was ihre Locken hergaben. Auch die Songs stimmten, das W.A.S.P.-Cover ‘Animal (Fuck Like A Beast)’ tat sein Übriges.

Das Genick ächzt

Später ließ es Sacred Reich-Bassist und -Frontmann Phil Rind mal wieder menscheln. Der alte Hippie hielt mehrere Plädoyers für die Liebe und den Frieden. Kein Wunder, dass der 53-Jährige so einen Kult-Status besitzt. Die verdammt druckvollen Thrash-Tracks der Gruppe aus Phoenix, Arizona sorgten ihrerseits für Nackenschmerzen bei allen Zuschauern. Tom Angelripper und Sodom standen dem musikalisch freilich in Nichts nach. Und Sepultura lieferten letztlich mit ‘Refuse/Resist’, ‘Ratamahatta’ und ‘Roots Blood Roots’ ebenfalls einen erstklassigen Abriss. Andreas Kisser ist außerdem immer noch ein abartiges Tier an der Gitarre. Eisbrecher sorgten als Headliner überdies für ein pickepackevolles, bestens gelauntes Hauptbühnenzelt.

Am Samstag gab es unter anderem edlen Power Metal von The Unity und Primal Fear. Die unschlagbaren Night Demon erwiesen sich erneut als absolute Bank: Sänger/Bassist Jarvis Leatherby, Gitarrist Armand John Anthony und Drummer Dustin Squires gaben wie immer durchgehend Vollgas. Energie, Musikalität, Sound und Druck waren erstklassig. Im Rennen um den besten Gig des gesamten METAL HAMMER PARADISE erreichten die Kalifornier damit ein Unentschieden, denn im Anschluss zelebrierten The Night Flight Orchestra eine wahre AOR-Messe. Frontmann Björn Strid und Co. ließen mit einer Setlist, die ihresgleichen sucht (inklusive Hits wie ‘White Jeans’, ‘Burn For Me’, ‘Satellite’ und ‘Divinyls’), und ihren zwei Stewardessen-Background-Sängerinnen keine Fragen darüber offen, wer Metaller am schnellsten zum Schwofen zu bringen vermag.

Hernach bei J.B.O. hatten die äußerst zahlreich anwesenden Paradise-Besucher dann ordentlich Feierlaune. Und die Erlanger dankten es ihnen mit einer spaßigen Show sowie einer gelungenen Setlist mit Tracks aus der ganzen Bandgeschichte wie ‘Ein guter Tag zum Sterben’, ‘Alles nur geklaut’ und ‘Vier Finger für ein Halleluja’, bei dem der Vier-Finger-Man und der Langweiler auf der Bühne gegeneinander kämpften. Danach gab sich Hannes „G.Laber“ Holzmann emotional: „Es so schön, wieder für euch spielen zu dürfen. Die zwei Jahre Corona waren echt Scheiße. Ihr seid ‘Verteidiger des Blödsinns’!“ Dass die Fun-Metaller auch Ernst können, wenn es drauf an kommt, bewies das Quartett mit dem Neil Young-Cover ‘Rockin’ In The Free World’ – für die Band ein Song gegen den Krieg.

Höhepunkt zum Schluss

In der Zugabe setzte es mit ‘Kuschelmetal’ dann noch „die ganz alte Scheiße“, die J.B.O. schon bei ihrem ersten Konzert überhaupt im Jahr 1989 gespielt haben. Mit ‘Wacken ist nur einmal im Jahr’ und ‘Ein Fest’ waren letztlich alle restlos und rundum bedient. Übertroffen wurde das nur noch von In Extremo, denen die Paradise-Besucher aus der Hand fraßen. Früh schon servierten die Mittelalter-Rocker Tanzflurfeger wie ‘Vollmond’, ‘Liam’ und ‘Feuertaufe’. Michael „Das letzte Einhorn“ Rhein und seine Bande hatten das Hauptzelt fest im Griff – und ließen unter anderem bei beim Klassiker ‘Spielmannsfluch’ die Meute für sich singen. So ging das METAL HAMMER PARADISE mit einem echten Highlight zu Ende.

Neben der Live-Musik gab es beim METAL HAMMER PARADISE 2022 auch wieder ein feines Rahmenprogramm. Zum einen stellten sich die Macher Stephan Tannscheidt (CEO FKP Scorpio) und Sebastian Kessler (Chefredakteur METAL HAMMER) in einer Talkrunde den Fragen der Gäste. Zum anderen las Metal-Autor Marc Halupczok aka Till Burgwächter aus seinen Werken vor. Und die Herren von The Unity stellten sich im Bowling-Contest den Festivalbesuchern. Des Weiteren luden Tom Naumann von Primal Fear sowie Jasmin Pabst von Oversense zu zwei Gitarren-Workshops.

In Letzterem ging es der Modern-Metallerin vor allem darum, den Teilnehmern Mut zu zusprechen, mit dem Gitarrenspielen anzufangen oder weiterzumachen – auch wenn man zwischendurch an sich zweifelt. Sich mit ausgewachsenen Könnern zu vergleichen, führe zu nichts. Stattdessen solle man auf seine Stärken vertrauen und dranbleiben. Mit Justierungen zum Beispiel bei der Saitenstärke, dünneren Gitarrenhälsen und einer Schritt-für-Schritt-Herangehensweise sollten dann auch Stücke wie die beiden Metallica-Klassiker ‘Enter Sandman’ und ‘Master Of Puppets’ sowie ‘Psychosocial’ von Slipknot zu spielen sein, wie Pabst vorführte. In ihrem YouTube-Kanal JJ’s One Girl Band gibt es das alles und noch viel mehr zur Nachbereitung für Zuhause.

Christoph Eisenmenger
Christoph Eisenmenger
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