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Motörhead: Operation Overkill – Punk-Faktor und versiffter Speed-Rock’n’Roll

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In einem Zeitraum von zwei bis sechs Wochen (die rückblickenden Aussagen der Beteiligten variieren dahingehend) entstand zwischen obligatorischen abendlichen Gigs ein Album, welches (mehr als das in drei Tagen eingezimmerte und retrospektiv mit der klanglichen Naivität einer Live-Aufnahme daherkommende Debüt) im Grunde genommen Motörheads erstes vollwertiges Studiozeugnis darstellt – und einen ersten Band-Klassiker zugleich.

Lemmy Ian Kilmister Motorhead

Schon das eröffnende ‘Overkill’, dessen charakteristisches Doublebass-Gewitter auf Taylors frühe rhythmische Trockenübungen mit der Zweifußtechnik zurückgeht, gleicht einer Offenbarung (und nimmt neben dem Namen einer gewissen, nur kurze Zeit später formierten Band sicher auch etwas von der Attitüde und tonalen Angriffslust von Speed und Thrash vorweg, wie musikhistorisch im Nachhinein immer gerne postuliert wird). „Ich wollte immer schon mit zwei Bassdrums spielen“, äußerte sich der Schlagzeuger rückblickend in der 2005er-Dokumentation ‘Motörhead: The Guts And The Glory’.

„Ich wollte nie einer von diesen Wichsern sein“

„Aber ich wollte nie einer von diesen Wichsern sein, die sich zwei Bassdrums auf die Bühne stellen, diese aber nie richtig spielen. Also habe ich mir eine zweite Trommel angeschafft und war immer ein paar Stunden vor den anderen im Proberaum, um damit zu üben. So entstand der Song ‘Overkill’. Ich war gerade dabei, dieses Riff zu trommeln und eigentlich nur meine Koordinationsübung zu machen, als Lemmy und Eddie reinkamen und meinten, ich solle bloß nicht mit dem aufhören, was ich da mache!“

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Neben ‘Overkill’ als künftigem Konzertstandard würden sich auch viele andere Stücke der Scheibe – wie etwa ‘Stay Clean’, ‘No Class‘, ‘Damage Case’ sowie ‘Metropolis’ – jahrzehntelang als Dauergäste in einem typischen Motörhead-Set etablieren. Dass Letztgenanntes als noch fehlende Albumnummer auf den letzten Drücker entstanden war und Lemmy in fünf Minuten einen ziemlichen Nonsenstext verfasst hatte, nachdem er des Abends zuvor den namensstiftenden Science-Fiction-Stummfilmklassiker von Fritz Lang aus dem Jahr 1927 im Kino gesehen hatte, ist nur eine der unsterblichen Albumanekdoten zu OVERKILL.

Motörhead 1980

Lemmys späte Kritik

Mochte der Speedfreak Lemmy auch das Grundtempo von OVERKILL in späteren Interview-Gesprächen kritisieren: „Was ich höre, ist ein Album, das viel zu langsam ist! Wir spielen diese Songs jetzt deutlich schneller“, hatte der Motörhead-Chef vor einigen Jahren noch gewohnt humorvoll verlauten lassen. „Für uns war es jedenfalls ein Steigbügel, der zu BOMBER führte – obwohl ich OVERKILL für die bessere Platte halte – und daraufhin zu ACE OF SPADES“, so Lemmys retrospektive Analyse und Einschätzung des Motörhead-Zweitwerks sowie dessen Bedeutung im Schaffenskanon.

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Frank Thießies schreibt freiberuflich unter anderem für METAL HAMMER. Weitere Artikel und das Autorenprofil gibt es hier.

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