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Review: Das Hiob Experiment (Lars Oppenheim)

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Nein, DAS HIOB EXPERIMENT ist keine Geschichte über seltsame biblische Geheimbünde oder ähnlichen Unsinn, sondern ein ziemlich interessantes Experiment, dass die Grenzen zwischen Buch und Bühne, geschriebenem Wort und auf CD gepresster Musik, zwischen Fakt und Fiktion zu verwischen versucht.

Lars Oppermann ist Musik-Archäologen noch als Gitarrist von Eat No Fisch (1997 – 2007) bekannt. Außerdem spielt er bei der Cover-Band Superstarfuckers und dem Projekt Dan Hiob – ein klassischer, vielbeschäftigter Musiker also. In DAS HIOB EXPERIMENT erzählt er den altbekannten Rock’n’Roll-Wahnsinn aus Shows, Besäufnissen, Drogen, Sex und Parties und unterlegt das Ganze mit Anekdoten aus der deutschen Musik-Szene.

Doch er erzählt auch von seinem Privatleben – in dem irgendwas ganz und gar nicht stimmt. Immer mehr Blackouts machen ihm zu schaffen, ein Kollege in der Videothek erhält seltsame Video-Drohungen und irgendwann steht Lars „Dan“ Oppermann inmitten eines Alptraums, der eigentlich in Filme wie SIEBEN oder LOST HIGHWAY gehört. Sollte in diese Film-Liste vielleicht auch gleich noch FIGHT CLUB aufgenommen werden? Denn irgendwie hat Dan mit den Vorfällen anscheinend mehr zu tun, als ihm lieb ist. Schizophrenie a la FIGHT CLUB?

Genau hier wird die Mischung aus Rock-Literatur und Thriller, sowie Fakt und Fiktion wunderbar vermischt. Sowohl Fans von THE DIRT (Mötley Crüe) kommen hier auf ihre Kosten, als auch Freunde aktueller Kontrovers-Literatur der Marke THE COCKA HOLA COMPANY (Mathias Faldbakken). Vor allem die lockere und oft respektlose Schreibe von Lars Oppermann macht DAS HIOB EXPERIMENT zu einem kurzweiligen kleinen Juwel.

Leider strahlt dieses Juwel nur etwa während 2/3 des Buches. Dann nämlich wird der so locker fahrende Band-Bus komplett an die Wand gesetzt. Ein anderer Erzähler kommt ans Sprachrohr und erklärt all den erlebten Wahnsinn mit einer so lächerlichen Geschichte, dass das Lesen plötzlich zu Qual wird. Klischees herrschen, wo vorher Ideen waren, eine uncharismatische neue Hauptperson und der lächerliche Inhalt zerstören allen Unterhaltungswert.

Außerdem wird durch diesen unnötigen Twist ein anderer innovativer Aspekt von DAS HIOB EXPERIMENT zerstört: bis dahin konnte man noch mit der Idee spielen, dass das Erzählte vielleicht (fast) real wäre, denn Lars Oppermann ist eine reale Person, erzählt von Dingen, die alle in sein Musiker-Leben passen würden und veröffentlicht demnächst wirklich ein Album mit Dan Hiob – der im Buch immer wieder erwähnten Band. Könnte Dan diesen Irrsinn wirklich erlebt haben? Am Buch-Ende weiß man es: nein.

Schade, dass ein wirklich innovatives Gedankenspiel auf so unnötige Weise eingerissen wurde.

Tobias Gerber

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