Wer nicht auf dominante (man könnte auch sagen: aufdringliche) Keyboard-Klänge steht, kann direkt zur nächsten Rezension springen. Es gibt wenige Bands in Rock und Metal, bei denen dieses Instrument eine derart wichtige Rolle spielt wie bei den sinfonischen Metallern Amberian Dawn. Selbst als Europe-Fanboy muss man in einigen Momenten schwer schlucken, weil die Grenze zu Kitsch und Schwulst des Öfteren locker überwunden wird. Dass das Schlagzeug wie in einer Pop-Produktion aus den Achtziger Jahren klingt, verstärkt diesen Eindruck nur (allgemein ist der Sound auf LOOKING FOR YOU brutal „tanzbar“).

Dass sich auf dem achten Studioalbum der Finnen eine Abba-Cover-Nummer (‘Lay All Your Love On Me’) findet, ist also mehr als schlüssig. Dass die Scheibe nicht völlig den Bach runtergeht, liegt an der sehr guten und ausdrucksstarken Stimme von Frontfrau Capri Virkkunen, die selbst den geradlinigsten Kompositionen Höhepunkte entlockt. Die Dame ist definitiv zu Höherem berufen, als auf solch eine Retortenplatte zu singen. Im Grunde klingt LOOKING FOR YOU wie eine Rock-Variante der A*Teens (falls die noch jemand kennt) und ist damit – selbst für eine überzeugte Kommerzpussy – schwere Kost.