Es scheint, als hätten die stets nicht ganz greifbaren Schweden dank des Erfolgs von ‘The Dirt I’m Buried In’ (der Radio-Hit ihres letzten Longplayers DANCE DEVIL DANCE) Gefallen daran gefunden, greifbar zu sein. Wollte das Quintett bislang stets auf möglichst vielen Hochzeiten gleichzeitig tanzen (unter anderem Theatralik, Horror, Groove Metal, Avantgarde und Prog Metal), haben die Göteborger ihren stilistischen Eklektizismus auf ihrem mittlerweile zehnten Studioalbum zwar gewiss nicht abgelegt, aber Front-Weirdo Johannes Eckerström und Co. präsentieren sich von ihrer klarsten, eingängigsten und ansteckendsten Seite. So entpuppt sich das von einem Marsch-Intro eröffnete ‘Tonight We Must Be Warriors’ als geniale Rock-Oper irgendwo zwischen ‘The Black Parade’ und ‘Jesus Of Suburbia’. Mit ‘In The Airwave’ gelingt den Musikern leichtfüßig und gekonnt der Spagat zwischen Lamb Of God und Biffy Clyro. Die Teufelsode ‘Captain Goat’ geht als ‘The Chant’ (Gojira) der Formation durch. Im überragenden Titel-Track ballern uns die Gitarristen Jonas „Kungen“ Jarlsby und Tim Öhrström zunächst in typischer Manier das vielleicht zwingendste Avatar-Brecher-Riff ever um die Ohren, nur um es mit einem unwiderstehlichen Refrain zu veredeln. Nach den herrlich knatternden Band-Standards ‘Death And Glitz’ und ‘Abduction Song’ holen die Alternative-Metaller mit der Power-Ballade ‘Howling At The Waves’ zur ganz großen Geste (inklusive Moog-Sounds) aus, die es später mit ‘Take This Heart And Burn’ erneut setzt – jedoch deutlich räudiger und fatalistischer. Was für ein Ritt, der mit dem verträumt-bouncenden ‘Magic Lantern’ seinen würdigen Abschluss findet! Keine Frage: So gut waren Avatar noch nie.
Na also! Wo beim Vorgänger DANCE DEVIL DANCE die Widerhaken fehlten, schmeißen Avatar auf Album Nummer zehn mit reinziehenden Melodien um sich. Ob mit folkigen Bangern (‘Captain Goat’), fiesem Death Metal (‘Abduction Song’) oder faszinierenden Alternative Metal-Hits (der Titel-Track): DON’T GO IN THE FOREST fesselt, wenn man sich auf die wahnwitzig stiloffenen Schweden einlassen mag. Sebastian Kessler (5 Punkte)
Avatar sind Meister der schwermetallischen Zirkusmusik, und obwohl auf DON’T GO IN THE FOREST nur wenige Clowns zu finden sind, liefert Frontmann Johannes Eckerström sowohl altbekannte, fauchende Death Metal-Growls als auch seinen typisch lebhaften Klargesang. Groovige Rhythmen und zugkräftige Melodien animieren trotz zunehmender Eingängigkeit noch immer zu dauerhaftem Headbangen. Nachteil des Ganzen sind vorprogrammierte Nackenschmerzen. Helen Lindenmann (5,5 Punkte)
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