Klassischer Fall von: selbst Schuld! Wer die Latte bereits beim Debütalbum so hoch hängt, dass er beim Zweitwerk nicht mehr daran anknüpfen kann, hat… Tja, haben Jess And The Ancient Ones wirklich irgendetwas falsch gemacht? Eigentlich nicht. Letztlich scheinen die Finnen den auf JESS AND THE ANCIENT ONES und der 2014 nachgeschobenen ASTRAL SABBATH-EP eingeschlagenen Weg lediglich nicht strikt linear fortführen zu wollen.
Bislang zählte das Sextett zu jenen Okkult-Rock-Vertretern, die unheimlich straight und eingängig zu Werke gehen. Wie so oft sind die im Vorteil, die lesen können: Wie der Titel SECOND PSYCHEDELIC COMING: THE AQUARIUS TAPES nahelegt, geht es auf dem Album nämlich ausgesprochen psychedelisch zu, wie die ersten beiden Tracks ‘Samhain’ und ‘The Flying Man’ bestätigen. Das mag sich zunächst fast schon skandalös unhittig anfühlen, doch das Klangkollektiv hat es immer noch drauf. Denn spätestens mit ‘In Levitating Secrets Dreams’ und ‘The Equinox Death Trip’ (dem fantastischsten orgeldurchtränkten Song seit Wolf Parades ‘California Dreamer’) liefern Jess und ihre instrumentalen Mitstreiter wieder geil ab – und halten das Niveau im Verlauf der zweiten Albumhälfte.
‘Wolves Inside My Head’ und ‘The Lovers’ dürften zu neuen Live-Lieblingen seitens der Fans avancieren, während ‘Crossroad Lightning’, ‘Goetia Of Love’ und das 22-Minuten-Epos ‘Goodbye To Virgin Grounds Forever’ verstärkt in andere Bewusstseinsdimensionen vorzustoßen versuchen. Letzteres zerfasert leider in seiner ausladenden Länge und fällt im Vergleich zu ‘Sulfur Giants’ und ‘Come Crimson Death’ (den beiden grandiosen Zwölfminütern vom Debüt) etwas ab.
Das soll jedoch keinesfalls darüber hinwegtäuschen, dass Jess And The Ancient Ones mit SECOND PSYCHEDELIC COMING: THE AQUARIUS TAPES ihre Spitzenposition im Okkultreich untermauern.
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