Kreator Hordes Of Chaos

Thrash Metal , Steamhammer/SPV (10 Songs / 38:32 Min.) 16.01.2009

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Foto: Steamhammer (SPV)

Man kann sie förmlich vor dem geistigen Auge sehen: die Leute, die Haare raufend und böse fluchend durch den Raum tigern. „Wat nimmt der Mille denn da so ’nen Pop-Produzenten, Alter? Ich kann gar nicht so viel essen, wie ich kotzen möchte. Jetzt kommt bestimmt wieder so ein ENDORAMA-Kack…“ Wie man sich doch irren kann! Dieser vermeintliche „Pop-Produzent“ hört auf den Namen Moses Schneider und hat sich bis dato nicht unerhebliche Sporen mit – in Metaller-Kreisen eher weniger beliebten – Kapellen wie The Beatsteaks oder Tocotronic verdient.

Zugegeben: Auf den ersten Blick kann einem da schon etwas mulmig werden, aber haben die Leute etwa den Glauben an Mille und seine Mannen verloren? Welche Band war es denn, die in den letzten Jahren bei Jung- und Alt-Thrashern mit VIOLENT REVOLUTION (2001) und ENEMY OF GOD (2005) offene Türen einrannte und abgefeiert wurde wie kaum eine zweite Truppe?

Richtig, es waren Kreator. Und mittlerweile sollte jeder halbwegs geschmacksbewusste Metaller wissen: Mille und seine Band enttäuschen nicht. Und genau diese Vorschusslorbeeren zahlt die Band nun zurück – in Form von grandiosen Songs, die ebenfalls die Zeit überdauern werden. Milles Gespür für herausragende Melodien und mehr als catchy Refrains ist ungebrochen. Der Opener ‘Hordes Of Chaos’ ist jetzt schon ein Live-Hit – jede Wette!

Das darauf folgende ‘Warcurse’ steht dem in fast nichts nach. Und so zieht es sich quasi wie ein „roter Qualitätsfaden“ durch die knapp 40 Minuten Thrash Metal: Jeder Song ist ein einziger Höhepunkt, weil bei den Arrangements abermals viel Wert auf Details gelegt wurde. Wie auch in der Vergangenheit, gelingt der Achse Essen-Finnland die gute Balance zwischen schnellen Thrash-Salven und groovendem Mid-Tempo. Für Letzteres seien speziell ‘Escalation’ und das großartige ‘Radical Resistence’ genannt.

Zu Beginn des vierten Tracks ‘Amok Run’ traut man zunächst seinen Ohren nicht: Meister Petrozza singt (!) mit tiefer, weicher Stimme – wenn auch nur kurz. Dieser Part klingt auf den ersten Höreindruck etwas gewöhnungsbedürftig (ein Bruce Dickinson ist Mille ja nun nicht), liefert auf der anderen Seite aber auch eine weitere Facette im Kreator-Sound und somit eine nette Abwechslung.

Alles in allem haut die Band erneut ein Album raus, das sich zu Recht mit dem Qualitätssiegel „Kreator“ schmücken darf. Es vereint alle Trademarks, die die Truppe auszeichnen und sie bei den Fans in Deutschland und auf der ganzen Welt so beliebt machen. Mille straft all diejenigen Lügen, die die Band schon wieder abgeschrieben hatten, und hat jeden Grund, auf das Erreichte stolz zu sein.

HORDES OF CHAOS reiht sich perfekt in die Linie der großartigen Alben ein, die mit dem „Comeback-Album“ VIOLENT REVOLUTION ihren Anfang nahm. Dass Colin Richardson (unter anderem Machine Head, Slipknot) den Klang noch weiter veredelte, ist letztendlich nur das Sahnehäubchen. Summa summarum: große Songs, großer Sound, großes Album.

Kommentare der Redaktion

Mille und Moses, das klingt nach einer göttliche Kombination, und genau so ist das Ergebnis: HORDES OF CHAOS strotzt nur so vor Hits. Melodien und Härte werden in perfekter Kombination vereint und dennoch sind die Riffs harsch, die Grooves griffig und die Songs brutal.Das ist lupenreiner Thrash aus dem Ruhrpott, so wie er sein muss. Ehrlich, griffig, mit einem Hauch von Straße…wie schön!
Thorsten Zahn (6 Punkte)

Ob Moses Schneider nach diesem Riff-Marathon wohl zum Ruhrpott-Thrasher mutiert ist? Der Produzent hat sich jedenfalls einiges an Wut um die Ohren hauen lassen: HORDES OF CHAOS ist eine erfrischendes Mischung aus pointierter Aggression und subtilen eingeflochtenen Melodien. Genau so wünscht man sich modernen Metal: auf die Fresse, dabei bitte nie gedankenlos!
Petra Schurer (6 Punkte)

Kreator als Album des Monats? Das ist ja ganz wie früher, als sie richtig groß waren. Passt aber auch, denn die Thrasher legen auch eine Frische hin, die an alte Glanztaten erinnert. Wohlgemerkt: erinnert, denn natürlich können und wollen Kreator gar nicht die wilden 80er neu aufleben lassen. HORDES OF CHAOS modern und klassisch zugleich. Überraschend gut dabei, aber nicht wirklich überraschend.
Tobias Gerber (5 Punkte)

Neben Sepultura haben auch Kreator ein Album am Start, das an alte Glanztaten erinnert. Mille bemüht altgediente Texte, die Gitarren rödeln fast wie zu EXTREME AGGRESSION-Zeiten und die Schlagzeuglinien sind auch heute noch die Blaupause für so manchen Thrashnachwuchs. Überraschende Akzente konnten die Thrash-Ikonen aber nicht wirklich setzen und so bleiben die Songs ein wenig vorhersehbar. Aber das ist die Krux der alten Helden: Sie sollen zwar immer wieder überraschen, aber sich bloß nicht ändern. Das Kunststück muss erst einmal jemand vollbringen…
Christian Hector (4 Punkte)

Was hier alles drinsteckt! Granaten-Thrash mit schlauen Gitarren, tollen Riffs, genausotollen Harmonien und richtigen Songs. Außerdem gefällt der Live-Sound. Das ist hart, authentisch, aber glücklicherweise kein Underground-Gerumpel. Um hier anzukommen, muss die zweite Garde noch eine Menge üben. Ein verdienter Sieg. (Die nachfolgenden Bands sind aber auch nicht schlecht, haha.)
Christof Leim (6 Punkte)

Meister Mille und seinen Spießgesellen ist es mit HORDES OF CHAOS gelungen, an die melodischen Momente der letzten beiden Veröffentlichungen anzuknüpfen und dabei einen ordentlichen Schuss Härte unterzumöllern. Dazu kommen interessante Texte und ein imposantes Cover, und fertig ist das erste Highlight des Jahres 2009. Beeindruckend!
Marc Halupczok (6 Punkte)


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