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Leprous APHELION

Progressive Metal, Insideout/Sony (10 Songs / VÖ: 27.8.)

7/ 7
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Leprous genießen im Progressive Metal unerreichten Ikonenstatus. Mit ihrem letzten Werk PITFALLS feierten sie schon ihr Magnum Opus, und nun legen die Norweger kurzerhand ein neues nach. Filigrane, formvollendete Kompositionskunst, die in bedächtiger Ruhe Kraft und Dramaturgie tankt, um sich schleichend zu überirdischen Refrains aufzubauschen. Spielemacher ist und bleibt Sänger Einar Solberg, der auf Leprous’ siebtem Album APHELION Höchstleistung zeigt. Sein weicher Tenor schraubt sich voller Inbrunst mit so simplen, wunden Worten wie „back“, „ghost“ oder „doubt“ in höhere Welten.

Mehr noch: Im Siedepunkt ‘All The Moments’ zeigen Leprous nämlich mit dem so trüben Textfetzen „all the moments are gone“ ihre ganze Größe. Solberg haucht jenem fühlbaren Leid eine euphemistische Lebendigkeit ein, die nicht nur jeglichen Schrecken vergessen lässt: Es bleibt blankes Staunen vor dieser atemberaubenden Schönheit, die sich mit jeder höheren Lage seines unmenschlichen Organs in Freudentränen spiegelt. Und ein Orchester treibt die Melange unentwegt voran. Bereits im Opener ‘Running Low’ brauen ganz tief wütende Streicher Unbehagen. Die so schmerzlich pointierten Saiteninstrumentalisten kitzeln an der Anspannung, und es folgt ein Streichersolo, das jede Komponistin und jeden Komponisten des 18. Jahrhunderts zur Ader gelassen hätte.

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Dann – immer wieder – Fusion zur Moderne: ‘Silhouette’s schwerer Beat schleppt sich in die flirrenden Computerspiel-Synthesizer der Neunziger, der Bass pumpt wie Bluthochdruck, irgendwo verirren sich Streicher, und nur Einars fiebrige Arien erhellen den toten Abendhimmel. Noch reicher wird es mit dem Intro von ‘All The Moments’ und dem Gitarrensolo in ‘The Shadow Side’, die locker von einer Queen-Platte stammen könnten; mit ‘Out Of Dark’ als rhythmischem Wiederbeleber für zerschundene Seelen, und kurz vor Schluss mit der warm eingeschenkten Motivation in ‘Castaway Angels’.

Zu tröstenden Pianoklängen zerbricht Solbergs Organ fast an der Zeile „help me face this nothingness“, bevor er gebetsmühlenartig „never look back“ durch seine Engelsstimme gleiten lässt. Alles endet mit der herzzerknüllenden Odyssee im Finale ‘Nighttime Disguise’. Leprous schweben über den Dingen. Genies, die mit Geist und Gefühl über musikalische Finesse herrschen. APHELION ist ein weiteres Wunderwerk ihrer kompositorischen Größe, das weit neben seinesgleichen steht.

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