Nestor scheinen auf die Frage, wie viel Achtziger-Ethos sie in ihr zweites Album stecken wollen, nur eine Antwort zu kennen: Ja. Nach einem wilden Radio-Snippet-Collagen-Intro, das einem offenbar die Essenz der jugendlichen Rebellion näherbringen soll, geht es los mit allem, was jene Dekade ausgemacht hat. Der Opener ‘We Come Alive’ (definitiv der beste Song der Platte) entzückt mit einem flotten Riff, das vom Sound her in Richtung frühe Bon Jovi geht, und der Gesang ist natürlich getragen von den zuckrigen Hooks, die schon beim Debüt hervorstachen. Souverän ausgeführter, kristallklarer Gesang, mehr allerdings auch nicht – ein paar Ecken und Kanten würden der Einprägsamkeit der Musik guttun. Der anschließende Titel-Song ist nach dem grandiosen Start beispielhaft für den Rest des Langspielers: Glamiger Arena-Rock mit Fokus auf AOR-Eingängigkeit, mit balladesken Elementen und viel zu kurzen, aber dafür genialen Gitarrensoli und -harmonien.
Und natürlich die unentbehrlichen Keyboards im Hintergrund für die Achtziger-Überladung. Diese Platte rockt hart an der Grenze zur Parodie, ist aber musikalisch so gut umgesetzt, dass man das locker wegstecken kann und einfach gute Laune bekommt. Der Karrieredurchbruch der eigentlich schon Ende der Achtziger gegründeten Schwedenkapelle ist also durchaus verdient – wenn auch 30 Jahre zu spät.
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