Mirai Kawashimas Drama ist das des begabten Kindes: Er kann zu viel, weiß zu viel, will zu viel, am besten gleichzeitig, und das Ergebnis werden wir Minderbemittelte nie wirklich begreifen. Seit HANGMAN’S HYMN (2007) und SCENES FROM HELL (2010) haftet seinen Orchestrierungen etwas Monströses an – ein Horror Vacui, der verständlicher wird, wenn man weiß, dass Mirais Vorbild Richard Strauss ist, der Komponist, der von sich behauptete, jede menschliche Regung in Musik fassen zu können, von der niedrigsten bis zur erhabensten.
Diesmal ist es die Angst vorm Schlafen, die Mirai mit Sigh in Töne packt – auch wenn die ersten beiden Tracks ʻPurgatoriumʼ und ʻThe Transfigurationʼ noch zwischen Humppa und Großem MDR-Fernsehballett schwanken. Dann kommt ein zentraler Korpus von fünf Stücken, der die alptraumhafte Schlafphobie illustrieren soll. Als da wären: die Prog-Space-Oper ʻSomnophiaʼ, das von Schweineorgel durchzogene ʻL’Excommunication à Minuitʼ, der Saxofon Black Metal ʻAmnesiaʼ, eine orientalische Zirkusnummer (ʻFar Beneath The In Betweenʼ) und das überfrachtete Metal-Requiem ʻAmongst The Phantoms Of Abandoned Tumʼ. Raus geht’s ähnlich debil wie rein, mit zwei Titeln zwischen Venom, Polka und Schweinerock. Schön ist das alles nicht. Ehrfurcht gebietend hingegen schon.
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