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Savatage: 30. Jubiläum von DEAD WINTER DEAD

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30 Jahre musikalischer Widerstand gegen den Krieg

Am 24. Oktober 1995 veröffentlichten Savatage ihr neuntes Studioalbum DEAD WINTER DEAD. Das Konzeptalbum widmet sich mit erschütternder Klarheit dem Bosnienkrieg, der zu dem Zeitpunkt der Veröffentlichung noch nicht beendet war. Während viele Power Metal-Bands wie zum Beispiel Blind Guardian in den Neunziger Jahren auf introspektive Themen oder Fantasy-Welten setzten, wagten Savatage den Blick in die Realität – und schufen ein Werk, das musikalisch wie erzählerisch unter die Haut geht.

Eine Geschichte zwischen Fronten

Die Handlung beginnt 1990, kurz nach dem Fall der Berliner Mauer und dem Zerfall der Sowjetunion. Der junge Serbe Serdjan feiert die Unabhängigkeit Jugoslawiens und blickt hoffnungsvoll in die Zukunft. Bald tritt er jedoch der Vajska Republike Srpske bei: einer militärischen Formation, die aus der Jugoslawischen Volksarmee hervorging. So wird er in die Hügel um Sarajevo geschickt, um zu kämpfen.

Parallel dazu kämpft die junge Muslima Katrina auf der anderen Seite der Front. Beide erleben die Schrecken des Krieges, bis ein alter Mann 1994 nach Jahrzehnten in seine Heimatstadt Sarajevo zurückkehrt. Als die ersten Schüsse fallen, sucht er keinen Schutz, sondern steigt auf die Ruinen eines Brunnens und spielt ein Stück von Mozart auf seinem Cello. Serdjan und Katrina hören die Musik – und beginnen zu zweifeln.

Savatage sehen Musik als Brücke

Der Winter bricht herein, doch die Schneedecke kann die Gräuel nicht verbergen. Serdjan sieht einen Schulhof voller Kinderleichen und trifft schließlich die Entscheidung, zu desertieren. An Heiligabend hören er und Katrina erneut die Musik des alten Mannes, bis sie plötzlich verstummt. Beide verlassen ihre Verstecke und treffen sich zum ersten Mal auf dem Platz, wo der Mann tot neben seinem Cello liegt. Trotz ihrer gegensätzlichen Herkunft erkennen sie die Menschlichkeit im jeweils anderen und fliehen gemeinsam in die Nacht.

Die Botschaft von Savatage ist klar: DEAD WINTER DEAD ist ein Antikriegsalbum, das Empathie über Ideologie stellt und Musik als universelle Sprache der Hoffnung nutzt.

Musikalische Meilensteine

Das Album markiert den Einstieg von Chris Caffrey als Gitarrist, der Alex Skolnick ersetzte. Stilistisch bewegt sich das Werk zwischen Power Metal, orchestralen Elementen und balladesken Passagen – ein Vorgriff auf das spätere Projekt Trans-Siberian Orchestra. Tatsächlich wurden zwei Songs des Albums dort neu veröffentlicht: ‘Christmas Eve (Sarajevo 12/24)’ auf dem Trans-Siberian Orchestra-Debüt (1996) und ‘Mozart And Madness’ als ‘Mozart And Memories’ auf NIGHT CASTLE (2009) .

Rezeption und Vermächtnis

DEAD WINTER DEAD erreichte Platz 80 der deutschen Album-Charts und wurde von METAL HAMMER im Oktober 1995 mit der Höchstwertung ausgezeichnet. Heute gilt das Album als eines der mutigsten Werke der Band: ein musikalisches Mahnmal gegen Krieg und Hass. Drei Jahrzehnte später hat seine Botschaft leider nichts von ihrer Dringlichkeit verloren und ist noch immer aktuell.


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Nuria Hochkirchen schreibt freiberuflich unter anderem für METAL HAMMER. Weitere Artikel und das Autorenprofil gibt es hier.

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