Auf die durch und durch freundliche Sängerin ist immer Verlass. Wenn irgendwo Fans auf sie warten, wird sie sich Zeit nehmen, wird live spielen, alles für sie geben.
Diese Offenherzigkeit hat ihr neben vielen Anhängern aber einige Probleme gebracht. Doch Doro wäre nicht sie selbst, wenn sie sich nicht auf die positiven Dinge konzentrieren könnte.
Doch lest selbst, was im umtriebigen Leben der auskunftsfreudigen Sängerin in Sachen Metal so passiert ist!
Was hat dich zum Heavy Metal gebracht?
Ich war immer schon sehr musikfanatisch und bin durch meinen Vater mit viel Rock aufgewachsen: Suzi Quatro, Suede, Alice Cooper und so weiter. Seit dem bin ich auch bis heute riesiger T. Rex-Fan.
Da mein Vater LKW-Fahrer war, bin ich quasi auf der Straße aufgewachsen und habe immer gesungen und gemalt. Dann kam die Schule, was so gar nicht meins war. Immer am gleichen Ort zu sein, war ich nicht gewohnt.
Anschließend habe ich eine Lehre angefangen und wollte Grafikerin werden. Es kam aber eine schwere Krankheit dazwischen, die mich ein Jahr lang ins Krankenhaus brachte. Es war ziemlich dramatisch.
In dieser Zeit habe ich viel nachgedacht und beschlossen, dass ich – wenn ich raus komme – mache, wozu ich Lust habe. Und das war Musik.
Zwei Wochen nach meiner Entlassung hatte ich dann meine erste Band Snakebite.
Wer verkörpert für dich den Metal am meisten und warum?
Unter Metal verstehe ich prinzipiell Freiheit, sich ausleben zu können. Deshalb kann ich hier nur Lemmy [Motörhead] antworten. Und das sehen viele genauso, das weiß ich. Er ist nicht der Inbegriff vom Metal an sich, aber von dem, wofür Metal steht. Ich liebe ihn einfach.
Außerdem war er auch der erste große Musiker, den ich getroffen habe. Ich war damals in England für eine Party, 1983 oder 1984. Tagsüber waren wir im Pub und Abends sollte ich singen. Im Pub habe ich aber Lemmy getroffen, der mich angrinste. Dann haben wir Whiskey gesoffen, bis ich auf der Bühne später keinen graden Ton mehr rausbekommen habe.
Ich habe mich wahrscheinlich vor der ganzen Welt blamiert, dafür aber mit Lemmy Whiskey getrunken. Das war mir wichtiger!
Was ist das beste Metal-Album aller Zeiten?
Schwer zu sagen. Die ersten Judas Priest-Platten, LAST IN LINE von Dio, Accept, frühe Metallica. WHEELS OF STEEL von Saxon. Was genau, kann ich nicht sagen, aber Kiss und Motörhead müssen auch unbedingt mit rein!
Was ist die wichtigste Metal Band ever für dich?
Genau die grad genannten. Sie waren alle gleich wichtig.
Was bedeutet Heavy Metal für dich generell: Lifestyle oder Musik?
Metal ist die Freiheit, sich ausleben zu können, eine Faszination für die Musik und die Szene. Es ist also mehr noch, als die tolle Musik, der Lebensstil. Allein das ganze Herumreisen und unterwegs sein ist für mich total wichtig.
Was ist die Zukunft des Heavy Metal – was passiert als nächstes?
Frauen stehen momentan gut da. Egal ob Arch Enemy, After Forever oder welche Richtung auch immer. Das war früher ziemlich selten und wird sich wahrscheinlich in den nächsten Jahren noch mehr durchsetzen.
Die skandinavische Szene ist auch wahnsinnig groß und gut, da wird sicher noch mehr gehen.
Was war das verrückteste, das du als Metal-Musiker jemals gemacht hast?
Das war 1989. Drei Jahre vorher, 1986, waren wir beim Monsters Of Rock-Festival und unser Promoter hatte mitbekommen, dass ich riesen-Kiss-Fan bin. 1989 fragte er mich dann, ob ich nicht Kiss auf der Bühne ansagen wollte. So entstand ein erster Kontakt.
Gewohnt habe ich damals in New York. Und ich wusste, dass Kiss-Sänger Gene am gleichen Tag Geburtstag hat, wie mein Vater. Da wollte ich ihm eine Geburtstagskarte zukommen lassen, aber das sah schlecht aus. Auch über den Promoter-Kontakt.
Eines Morgens, ein paar Monate später, meinte mein Manager dann, er hätte eine Überraschung für mich. Ich sollte zum Park Meridian Hotel kommen und was schickes anziehen. Ich hatte keine Ahnung, was mich erwartet. Als ich ankam, meinte mein Manager nur: Gene Simmons wartet drinnen auf dich. Ich bin dann gleich 3x um den riesen Block gegangen, so nervös war ich.
Später haben wir uns dann aber unterhalten und beschlossen, einen Song gemeinsam zu machen. Schlussendlich hat er ein ganzes Album von mir produziert. Diese Begegnung werde ich nie vergessen! Das war ein Schock.
In welchem Land gehst du am liebsten auf Tour – und warum?
Da zu spielen, wo man kaum hinkommt – das ist das Beste. Wir waren mal in Kroatien in einem total verschimmelten Club, überall gab es noch Einschusslöcher und die Crew meinte, da zu spielen wäre lebensgefährlich. Das ginge nicht. Dann habe ich aber die Fans gesehen, die uns einfach spielen sehen wollten – also haben wir gespielt. Dieser Gig in Rijeka war einer der tollsten bisher.
Wir haben aber auch mal in der Türkei mal gespielt und es kamen sogar Leute aus dem Irak, wo es total schwer ist, Metal zu bekommen. Diese Musik ist dort teilweise sogar verboten, so dass sie ihr Leben riskiert haben, um zum Konzert zu kommen. Das ist so viel wert.
Was war der größte Fehler, den du in deiner Karriere bisher begangen hast?
Wir haben viele Verträge unterschrieben, die wir nicht hätten unterzeichnen sollen. Viele Leute wollten nur unsere Kohle, während wir nur Metal spielen wollten. Das war teilweise richtig kriminell. Da musste ich lernen, dass nicht jedes Herz, so wie unseres, nur für Metal schlägt.
Aber vorher konnte man das nicht absehen.
An genau solchen Dingen sind dann ja auch Warlock kaputt gegangen. Sie nahmen uns sogar den Namen weg. Wir haben damals zu oft den falschen Leuten im Haifisch-Business vertraut.
Was war der Höhepunkt deiner Karriere bisher?
Auf jeden Fall die Zusammenarbeit mit Gene Simmons von Kiss. Ein Jahr lang haben wir zusammen gearbeitet und jeder Tag war großartig.
Außerdem die erste Tour mit Judas Priest, 1986, durch riesige Stadien. Ich hatte extra meinen Job dafür quittiert. Von da an sind viele Türen für uns aufgegangen und ich bin 1987 sogar nach Amerika gezogen. Es ging dann immer weiter bergauf.
Und das nächste Highlight wird unsere 25-Jahres-Jubiläumsfeier sein. Da werden viele alte Musiker dabei sein, spezielle Bühnenaufbauten und viele Specials aufgefahren. Ich möchte nicht zu viel verraten, aber es wird definitiv in Düsseldorf im Dezember 2008 statt finden.
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