Lieber Underground-Black Metal-Fan, du musst jetzt ganz stark sein: Schon wieder musst du dich von einer Band verabschieden, weil sie einfach viel zu erfolgreich werden wird. Denn Inquisition gehen ihren überaus interessanten Weg unbeirrbar weiter. Ende der Achtziger als Thrasher von den USA nach Kolumbien (!) ausgewandert, machte Bandboss Dagon dort seine ersten Schritte, um Mitte der Neunziger nach Seattle zurückzukehren. Während die Metal-Welt noch unter den Grunge-Nachwehen litt, traf er auf Schlagzeuger Incubus, mit dem er seither Black Metal spielt – recht früh also für US-amerikanische Verhältnisse. Im Heute angekommen, spielen die beiden Mittvierziger all ihre Erfahrung aus: Abwechslungsreiches Songwriting, das sowohl mitreißend schnell als auch bedrückend langsam kann. So nehmen Inquisition im Mittelteil des Openers ‘From Chaos They Came’ einfach mal komplett das Tempo raus oder machen ‘The Flames Of Infinite Blackness Before Creation’ zu einem schleppenden Monster, während sich ansonsten viel im headbang-kompatiblen Midtempo abspielt. Dynamik ist hier Trumpf, im Gegensatz zu den knurrigen Vocals von Dagon, die von der Phrasierung her an eine etwas tiefere Version von Abbath erinnern. Wer also die guten alten Immortal vermisst, sollte mit Inquisition einen würdigen Ersatz finden. Nicht auch zuletzt dank des guten Sounds (professionelle Räude) und schicken Covers. Wo sich ein Genre im Schmutz der Langeweile suhlt, sind Inquisition eine bejubelnswürdige Ausnahme. Sorry, Kellerkinder.
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