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40 Jahre METAL HAMMER

40 Jahre METAL HAMMER: Live bei der Led Zeppelin-Reunion

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Es gibt solche und solche Reunions. Wenn sich zum Beispiel Mötley Crüe nach großem Abschieds-Trara ein paar Jahre später wiedervereinigen und eine millionenschwere Stadiontournee absolvieren, ist das erstens nicht überraschend und zweitens einfach unnötig. Wenn sich aber eine der größten Rock-Bands aller Zeiten zum ersten Mal seit dem tragischen Tod ihres Drummers für einen einzigen Auftritt zusammentut, ist das jedoch eine ganz andere Nummer. Und natürlich lässt sich das dann auch nicht METAL HAMMER entgehen.

Der Feiertag

Und so landete im Dezember 2007 eine METAL HAMMER-Delegation in London, um das Reunion-Konzert von Led Zeppelin zu bestaunen. Mittlerweile ist die Show unter dem Namen CELEBRATION DAY als Live-Album erschienen, damals war es aber einfach nur einer der größten Momente der Rock-Welt. Deshalb ist in der Februarausgabe von 2008 (die Veröffentlichungen der Hefte können mitunter etwas verwirrend sein; die Ausgabe erschien natürlich kurz nach dem Konzert im Januar 2008) ein toller und umfangreicher Bericht des bombastischen Events enthalten.

„Neid ist eine hässliche Regung: Er nagt an der Seele, macht unglücklich und ist schlecht fürs Karma. Manchmal aber gibt es Situationen, da ist Neid unvermeidlich und nur zu verständlich. Wie erleichternd ist es dann, wenn man zu denen gehört, die beneidet werden“, schreibt Autor Sepp Winkler, der sich speziell für den Artikel den Spitznamen „Led“ vor den Vornamen gesetzt hat. Und er hat recht – am 10. Dezember 2007 gehört er zu den 20.000 Menschen, die für immer beneidet werden.

Hoher Besuch

Und bei dem Glück, eines der wenigen Tickets ergattert zu haben, bleibt es für Sepp nicht. Der HAMMER-Reporter findet sich in der Schlange vor der O2 Arena nämlich zufälligerweise neben einer ganz besonders interessanten Personalie wieder:

„Es wäre doch interessant zu wissen, wo die drei jungen Typen neben mir die V.I.P.-Bändchen an den Handgelenken herhaben. ‚Oh, hm‘, sagt der eine ausweichend und grinst, ‚wir haben da ein paar nette Leute kennengelernt.‘ Aha. Und, große Fans? Klar, sagt er, er sei zwanzig und höre seit zehn Jahren Zeppelin. Er spiele mit seiner Band einen ähnlichen Sound. Gestatten: Jamie Guggenheim, Gitarrist von Aura aus Birmingham. Wir reden über den bevorstehenden Abend und unser Ticketglück, und Jamie rückt damit heraus, dass er für seines nicht zahlen musste. Ach? Wie das? Er druckst herum, dann kann er es sich doch nicht verkneifen: ‚Mr. Plant hat es gekauft‘, brummelt er. Äh, wie bitte? ‚Na, egal‘, wiegelt er ab, und seine Freunde haben es plötzlich eilig.

Mir dämmert etwas. Moment mal, Aura, da war doch was? Kaum sind sie im Gewühl abgetaucht, fällt der Groschen: In einem Interview im UK-Magazin Uncut erzählte Robert Plant letztens von seinem Sohn Jesse, Drummer, und dessen Band Aura!“

Nach diesem Ohnehin schon kuriosen Vorspiel geht der Abend aber schließlich richtig los. Allerdings kann das einstündige Vorprogramm den Reporter kaum überzeugen – und das, obwohl die Kult-Rocker Foreigner mit dabei sind. Die waren nämlich genau wie Zeppelin früher beim Atlantic-Label, dessen verstorbenem Chef Ahmet Ertegün der gesamte Abend gewidmet ist.

Steven Tyler für Arme

„Foreigners Ein-Song-Auftritt zeigt das Klischee einer Band, die nicht gemerkt hat, wann sie hätte aufhören sollen“, schreibt Sepp. „Was da Ende 2007 auf der Bühne steht, ist ein schlimm frisiertes letztes Urmitglied Mick Jones mit einer Truppe Berufsmucker. Sänger Kelly Hansen – ein Steven Tyler für die Ärmsten der Armen – macht kitschige Ansagen und holt einen Chor von zwölfjährigen Schulmädchen dazu.“ 

Wärmere Worte findet er für den Haupt-Act des Abends: „Und es passiert tatsächlich. Ein Jubelsturm bricht los, keiner in der riesigen Arena sitzt mehr. Auf der Leinwand im Bühnenhintergrund flimmert der Bericht eines US-Senders. Von einem Zep-Konzert Mitte der Siebziger. Verwaschene Bilder von der Band, die ihrem Jet entsteigt.“ Nach dem Video-Intro geht es schließlich los. Das Licht wird gelöscht, und Zeppelin stürmen zum ersten Mal seit 27 Jahren gemeinsam die Bühne.

„Eines wird sogleich ruchbar, und es bestätigt sich im Lauf der Show: Jason Bonham, Sohn des 1980 verstorbenen Donnergottes John Bonham, macht seinem Vater Ehre: Er haut rein wie ein Viech, mit so viel Groove wie Muskeln. Aber die Aufmerksamkeit der 20.000 Anwesenden gehört natürlich vorrangig den drei Typen vor ihm: Robert Plant, Jimmy Page und John Paul Jones. Richtig alte Männer, fürwahr, aber sie sind rank und schlank und fit. Und sie rocken – und das tighter und heavier, als man es insgeheim zu hoffen wagte.“ 

Ein perfekter Auftritt

So positiv wie das Spiel empfindet Sepp auch die Zurückhaltung des Frontmanns zwischen den Songs. „Kein Quatsch, kein Getue“, schreibt er. „Er weiß, wie abgefahren das hier gerade ist, und wir wissen es auch – er braucht nicht darauf herumzureiten.“

Auch dessen in Würde gealterte Bühnenpräsenz wird gelobt: „Das großartige Sexgott-Gepose von einst taucht noch in feinen Dosierungen auf, die nie ins Peinliche kippen. Er fuchtelt mit dem Mikro-Ständer, aber das Hemd bleibt zugeknöpft.“ In Würde gealtert ist auch das eigentlich ohnehin zeitlose Zeppelin-Song-Material. Und bei dem legendären Auftritt fehlt offenbar auch kein Klassiker.

„Jetzt geht’s Schlag auf Schlag dem Finale entgegen: ‚The Song Remains The Same‘, ‚Misty Mountain Hop‘ und dann – ‚Kashmir‘. Irgendwie ist der vielleicht grandioseste aller Zeppelin-Songs und für sich noch einmal ein Prüfstein im bislang tollen Set. Wenn sie den geil spielen, ist wirklich alles gut. Und dann tun sie das: Sie spielen ihn geil. Majestätisch, erhaben. Wie geplättet steht man da, als sie sich Arm in Arm verbeugen.“

Als letzte Nummer wird natürlich ‚Rock’N’Roll‘ gespielt. Die Darbietung lässt den METAL HAMMER-Autoren glatt vermuten, dass dies nicht eine einmalige Aktion war. „So wie sie alle grinsen bei der finalen Verbeugung, möchte man fast vermuten, dass es diesmal nicht ganz so lange dauern wird, bis sie wieder zusammen rocken und rollen. Aber das ist eine andere Geschichte; bitte verfolgen Sie hierzu die Tagespresse…“. Tja, leider hat uns die Geschichte eines Besseren belehrt. Am Ende des Abends gibt es sogar noch ein Wiedersehen mit Jamie, Robert Plants Sohn. Dieser hat allerdings wenig Zeit zum Quatschen – er muss noch zur Afterparty mit seinem Papa. Sepp kommentiert das abschließend ironisch-trocken: „Wer wird denn neidisch sein?“

***

METAL HAMMER wird 40 und begeht das härteste Jubiläum 2024 mit Specials, Rückblicken, Podcasts und exklusiven Heftbeilagen. Dabei feiern wir uns nicht nur selbst, sondern die ganze Welt des Heavy Metal von 1984 bis heute: Von Judas Priest bis Volbeat, von Iron Maiden bis Slipknot, von Black Sabbath bis Parkway Drive – 40 Jahre Maximum Metal! Feiert mit unter www.metal-hammer.de/40jahre und im gedruckten Magazin.

 

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Rob Halford: So stehen die Chancen einer Reunion von Fight

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