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Black Sabbath: TYR wird 35

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Im Februar 1990 stellte sich Tony Martin zum dritten Mal an das Studiomikrofon von Black Sabbath. Das Ergebnis der Aufnahmen ist ein Album, welches qualitativ seinen Vorgängern mit Leichtigkeit das Wasser reichen konnte, jedoch trotzdem für einige Diskussionen in der Black Sabbath-Fan-Gemeinde sorgte. TYR erzählt von heldenhaften Kämpfen und bezieht sich immer wieder auf die nordische Mythologie. Ob dies genügt, um daraus ein Konzeptalbum zu machen und wie dieses Werk ursprünglich heißen sollte, sind Fragen, denen wir uns anlässlich des 35. Jubiläums der Veröffentlichung widmen.

Nordische Mythologie statt Satanismus?

Týr ist in der nordischen Mythologie der Gott des Einzelkampfs und der heldenhaften Gerechtigkeit. Er ist ein Sohn des Göttervaters Odin und rundum positiv konnotiert. Auch verschiedene Lieder des 15. Black Sabbath-Albums beziehen sich auf die Sagen und Mythen des kalten Nordens. ‘Odin’s Court’ entführt seine Hörer in eine kalte, dunkle Nacht mit der einzigen Hoffnung, durch die Weisheit von Raben den sicheren Weg zu finden. Auch ‘Valhalla’ erzählt von tapferen Kriegern, deren einzige Hoffnung es ist, durch ihre Opferbereitschaft und ihre Leistung auf dem Schlachtfeld einen Einzug nach Valhalla zu erhalten. Doch diese thematischen Überschneidungen machen TYR noch lange nicht zu einem Konzeptalbum, so Bassist Neil Murray im Jahr 2005 auf Black Sabbath Online.

Vielmehr war dieser Schwerpunkt ein Kompromiss, schreibt Tony Iommi in seiner Biografie ‘Iron Man’. „Zu HEADLESS CROSS (1989) Zeiten war Tony Martin gerade ganz frisch in der Band und ist davon ausgegangen, dass sich bei Black Sabbath alles um den Teufel dreht. Deswegen waren alle Texte so offensichtlich satanisch.“ Damit konnte sich der Rest der Band jedoch nicht identifizieren. „Wir haben ihn darum gebeten, nun etwas unauffälliger zu sein, also hat er für TYR all diese Texte rund um nordische Götter und den ganzen Kram geschrieben. Es hat eine Weile gedauert, bis ich mich damit anfreunden konnte.“ 

Aus diesem Grund wurde die zugegebenermaßen wenig unauffälige Titelidee SATANIC VERSES verworfen und sich für TYR entschieden. Stilisiert wird der Titel oft als ᛏᛉᚱ geschrieben. Diese Runen entstammen der Schrift auf dem Runenstein von Rök. Der Felsen steht in der schwedischen Provinz Östergötland und bildet die Grundlage für die längste bekannte Runenschrift. Das ᛏ ist tatsächlich dem modernen Buchstaben T ähnlich und nach dem Gott Týr benannt, und auch das ᚱ ist mit dem modernen R verwandt. ᛉ ist jedoch näher an dem modernen Buchstaben X oder Z als dem Y, auch wenn sein Aussehen dies nicht vermuten lässt.

Black Sabbath in Experimentierlaune

Neben dem thematischen Ausflug in Richtung Norden sticht TYR auch musikalisch aus der Black Sabbath-Diskografie heraus. Das Schlagzeugspiel von Cozy Powell ist sehr präsent, was teilweise zu Lasten der anderen Instrumente geht. Außerdem sind die Keyboard-Einlagen von Geoff Nicholls in vielen Liedern sehr prominent. Das sich ergebende Gesamtbild ist düster und hart, was wiederum gut zu den eisigen Texten passt. Auch wenn das Werk gelungen und rund ist, geriet es bereits kurz nach der Veröffentlichung in den Hintergund. Das einzige Lied, das es nach der TYR-Tournee noch auf die Bühne geschafft hat, ist ‘Anno Mundi’. Das hielt die Band Týr jedoch nicht davon ab, sich vom Album-Cover für ihr eigenes Band-Logo inspirieren zu lassen. Die Viking-Metaller setzten dort an, wo Black Sabbath aufhörten, sodass dieses gelungene Album bis heute ein Erbe hat, das viele neue und alte Fans anlockt.


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Nuria Hochkirchen schreibt freiberuflich unter anderem für METAL HAMMER. Weitere Artikel und das Autorenprofil gibt es hier.

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