In Flames sind für ihre Tour-Freudigkeit bekannt. Auch Asien-Tourneen sind für die Schweden längst nichts Außergewöhnliches mehr, doch diesmal stehen zwei Länder auf dem Programm, in denen die Band noch nicht gespielt hat: China und Taiwan. Sänger Anders Fridén ist auffallend gut gelaunt beim Interview in Peking: „Das ist das Tolle an diesem Job, wenn man an Orte kommt, die man sonst nie sehen würde. Wir haben extra einen zusätzlichen Day-Off eingeplant, damit wir zumindest ein paar Sehenswürdigkeiten wie die Große Mauer oder die Verbotene Stadt besuchen können. Dennoch haben wir zu wenig Zeit, was für uns ein Grund mehr ist, bald wieder hierher zu kommen.“
Anders ist die Vorfreude auf den Gig ins Gesicht geschrieben – denn schließlich ist es auch für einen abgebrühten Profi wie ihn etwas Besonderes, in einem Land wie China zu spielen. „Wir wissen nicht, was uns heute erwartet. Generell kann man schon sagen, dass die asiatischen Fans eher auf die melodiebetonten Songs stehen, was wir natürlich auch in unserer Setlist berücksichtigen. Grundsätzlich macht es für uns aber wenig Unterschied, ob wir jetzt in Europa, Amerika oder eben in Asien spielen. Wir versuchen immer, unser Bestes zu geben, und auch die Begeisterung der Fans ist weltweit gesehen durchaus vergleichbar. Aber es gibt immer wieder Überraschungen und Herausforderungen wie eben unser heutiges Konzert, und das motiviert uns immer wieder aufs Neue.“
Motivation braucht eine Band durchaus, wenn sie quasi permanent auf Tour ist: „Der Tourbus ist unser zweites Wohnzimmer, wir sind fast immer unterwegs. Daher verreisen wir privat kaum noch, da wir die Zeit mit unseren Familien verbringen wollen. Die begleiten uns zwar hin und wieder auf Tour, aber das ist natürlich nicht dasselbe wie ein ‚richtiges’ Familienleben.“
Wobei die große In Flames Familie momentan mit dem Ausfall eines wichtigen Mitglieds zu kämpfen hat: Gitarrist Jesper Strömblad ist noch immer auf Entzug und kämpft mit den Folgen seiner Alkoholsucht. Anders versucht erst gar nicht, die Lage zu beschönigen: „Um das klipp und klar zu sagen: Es geht Jesper gar nicht gut, und er leidet fürchterlich. Das trifft uns weniger als Band, sondern als seine Freunde, denn natürlich ist es schrecklich, mit anzusehen, wenn ein Freund solche Probleme hat. Betrachtet man die Sache als Band, sieht es ein wenig anders aus, denn man sollte nicht vergessen, dass es noch vier weitere Mitglieder bei In Flames gibt. Jesper ist zwar ein Teil des Ganzen, aber das Ganze wird weiterexistieren – ganz egal, wie die Sache ausgeht.“
Auf die Frage, ob In Flames notfalls auch ohne den bisherigen Haupt-Songwriter weitermachen würden, zuckt Anders die Schultern: „So oder so: 2010 wird es ein neues Album geben. Dafür gibt es aber momentan nur Pläne und keine konkreten Ideen. Daher kann ich Dir auch nicht sagen, wie das Album klingen wird. Lasst euch also einfach überraschen!“
Zumindest muss man auf das neue In Flames Album nicht so lange warten wie auf CHINESE DEMOCRACY. Das ist damit wohl sicher.