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Maik Weicherts Kolumne: Dialektik

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Heaven Shall Burn Maik Weichert 2011
Heaven Shall Burn Maik Weichert 2011

„Hihi du redest ja lustig, bist du aus Sachsen?!“ Nein verdammte Scheiße!!! Klinge ich etwa wie Sachsen Paule? Für unsere Nachbarvölker scheinen sächsische und thüringische Mundarten wirklich nicht unterscheidbar zu sein. Und machen wir uns nichts vor, in weiten teilen Deutschlands werden diese Dialekte sowie dem flächenmäßig größten Bundesland namens Zone zugeordnet.

Gut, ich muss ehrlich zugeben, dass ich natürlich auch bestimmte Dialekte nicht auseinanderhalten kann, ob jemand nun aus Brandenburg an der Havel kommt oder aus der Nähe von Frankfurt (Oder) erkenne ich meistens auch nicht. Neulich habe ich sogar erfahren, dass ich einer der Auserwählten bin, der zumindest seinem Wohn- und Geburtsort nach Ilmthüringisch spricht, was das heißen soll, weiß ich auch nicht, aber das es nicht das gleiche thüringisch ist wie in Erfurt fand ich lobenswert.

Mich hat es aber wirklich eine ganze Zeit lang aufgeregt, dass man mir meine regionale Herkunft gleich bei den ersten Worten eines Gesprächs oder eines Vortrages angehört hat. Besonders im Studium und im Job trifft man viele Leute die, je mehr man selbst in Mundart spricht, umso deutlicher und in einer fast schon beleidigenden Weise klar Hochdeutsch sprechen, um schon auf diese Weise einen Klassenunterschied darzustellen. Lange habe ich mich über so etwas geärgert, aber mittlerweile ist mir das völlig egal. Ich bin stolz auf meine zerrig breiten Vokale und meine verschluckten Konsonanten. Man muss eben lernen, den Nachteil zum Vorteil umzumünzen. Unterschätzt zu werden ist oft ein Vorteil, das würde mir mit einem gewitzt und schlau klingenden schwäbischen Akzent nie gelingen.

Oder nehmen wir mal Olaf Henkel. Sogar dem verleiht ein schneidiger Hamburger Mundarteinschlag so etwas wie einen Intellekt. Was wäre denn Gerre von Tankard ohne dass er etwas hessisch daherbabbelt oder Angelripper ohne Ruhrpotteinschlag? Da würde doch der ganzen Person etwas fehlen. Man wüsste vielleicht nicht was, aber ein großer Teil der Authentizität wäre doch weg.

Wenn ich so richtig nachdenke, fand ich Dialekte eigentlich schon immer interessant und auf eine positive Weise unterhaltsam. Man hat einfach das Gefühl, näher an dem Menschen dran zu sein – man spricht offener. Ich erinnere mich noch als ich das erste Mal im Saarland war und den Dialekt dort hatte ich zuvor wirklich noch nie gehört. Als ich dann auf der Straße von einem Handwerker wegen einer Wegerklärung angesprochen wurde, konnte ich nicht mal einordnen von welchem Kontinent der gute Mann kam. Aber nach und nach hab´ ich dort viele liebenswerte Menschen kennengelernt die ich mir ohne diese Mundart gar nicht vorstellen kann. Auch, wenn ich so ein richtig schönes breites Dresdner Sächsisch höre, erfüllt sich für mich sofort jeder Raum mit dem köstlichen Duft des leckeren Weihnachtsstollens meiner lieben Großtante aus Radebeul. Ui, Sachsen in meiner Familie…

Am Anfang waren ja sogar noch die unzähligen Comedians mit Migrationshintergrund und deutschen Mundarteinschlag witzig. Aber so eine kulturelle Blüte wie die Anwendung des Dialekts bei einem Georg Büchner ist aus der Kunstsparte langfristig wohl leider nicht zu erwarten.

Auf was ich eigentlich hinaus will? Hm, schwer zu sagen, es ist eigentlich mehr so ein Gefühl, das ich vermitteln will. Man sollte ruhig stolz auf seinen Dialekt sein und sich nicht einreden lassen, dass das provinziell oder einfältig rüberkommt. Einfach drauf los plaudern, ohne freilich in den Tonfall eines Gesprächs mit dem Ladenbesitzer aus dem Nachbardorf zu verfallen, aber eben auch nicht versuchen seine mundartliche Herkunft zu verleugnen. Das gelingt erstens sowieso nicht und zweitens klingt das einfach nur blöd. Wer so spricht wie er sich wohl fühlt, spricht überhaupt besser. Das ist als ob man einen zu engen Kragen aufmacht. Ich denke, man gewinnt durch Dialekt an Profil und Vertrauenswürdigkeit. Gezwungene, gesichtslose Hochdeutschsprecher gibt es schließlich genug. Und bevor jetzt alle Hannoveraner auf mich eindreschen, auch euer klares Deutsch hat etwas unverkennbares, keine Bange!

 

Maik Weichert
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Christliche Metal-Bands: im Auftrag des Herrn

Eigentlich könnte man ja meinen, die Metal-Welt sei nicht gerade für ihre Gottesfürchtigkeit bekannt. Nicht umsonst ist der Beelzebub höchstpersönlich seit jeher präsenter Bestandteil der Metal-Lyrik. Auch wenn der Gehörnte auch oft nur symbolisch oder aus Storytelling-Zwecken genutzt wird, eine dezidierte Antipathie gegenüber dem dunklen Lord ist nicht immer herauszulesen. Dabei gibt es schon lange Metal-Bands, die sich dem Kampf gegen das „Böse“ und der Seite des Allmächtigen verschrieben haben. Christliche Musiker im Metal Dass sich in den 1980er-Jahren mit dem White Metal ein eigenes Genre etabliert hatte, das sich lyrisch dem Thema „Kampf gegen den Teufel“ verschrieben hatte, haben…
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