Metallica: Black Album Track-by-Track und Musikerkommentare

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Bei vielen Metal-Musikern gilt METALLICA als besonders wichtiges und einflussreiches Album, einige andere blicken zwiegespalten auf die Veröffentlichung zurück. Lest hier ausgewählte Meinungen direkt aus der Szene.

John Bush (Armored Saint)

Mein erster Gedanke war, dass Metallica mit dieser Scheibe in Verkaufszahlen von Pop-Künstlern vorstoßen könnten. Mit dem schwarzen Album separierten sich Metallica von allen anderen Bands. Der Sound hält dem Test der Zeit absolut stand, ich habe die Scheibe erst vor ein paar Tagen wieder aufgelegt. Ich bin mir nicht sicher, ob jede Nummer höchsten Qualitätsansprüchen genügt, aber insgesamt ist das mit Sicherheit eine der besten Hard Rock- und Heavy Metal-Platten aller Zeiten. ‘Wherever I May Roam’ ist mein absoluter Favorit, Killer-Riff, super Vibe. James’ Gesang ist absolut mächtig. Und, klar: Bob Rock dokumentiert, warum er zehn Jahre lang unangefochten die Nummer eins als Rock-Produzent war. Wir haben alle gehofft, dass wir ab diesem Zeitpunkt mit unseren Bands ähnliche Verkaufszahlen erreichen könnten – aber seien wir ehrlich: Nur Metallica haben das geschafft.

Nick Holmes (Paradise Lost)

Selbst wenn einem beim ersten Hören direkt der kommerzielle Faktor auffiel, musste man zugeben, dass die Produktion absolut top ausfällt und es immer noch heavy klingt. Ich hatte ein ähnliches Gefühl, als ich zum ersten Mal NEVERMIND von Nirvana hörte. Es gab genügend Futter für die Metal-Fans, öffnete aber auch Pop- und Rock-Fans die Türen, speziell ‘Enter Sandman’. Dennoch glaube ich, dass METALLICA sowohl einige der besten, als aber auch schlimmsten Metallica-Lieder beinhaltet. Meine persönlichen Lieblinge sind ‘The Unforgiven’, ‘Nothing Else Matters’ und ‘Wherever I May Roam’. Neben EMPIRE von Queensrÿche und THE DIRT von Alice In Chains setzte das schwarze Album den klanglichen Maßstab für alle Metal-Scheiben, welche im Anschluss in den Neunziger Jahren erschienen sind.

Martin Motnik (Accept)

Mir war direkt klar, dass METALLICA ein Hit wird. Die Songs klingen heavy, aber deutlich kommerzieller. Diese Scheibe hat sich als eine der wichtigsten Platten der Rock-Musik, wenn nicht sogar des Musik-Genres im Allgemeinen, etabliert. Metallica veröffentlichten zum richtigen Zeitpunkt einen Klassiker. Als Bassist gefällt mir ‘My Friend Of Misery’ besonders gut, Jasons melodisches Intro ist toll gespielt. Metallica erwiesen dem Metal mit dieser Scheibe einen riesigen Dienst. Das schwarze Album ist meiner Meinung nach das Pendant zum weißen Album der Beatles.

Maik Weichert (Heaven Shall Burn)

Von den Drums war ich direkt beim ersten Hören weggeballert – ebenso wie von den ersten vier, fünf Riff-orientierten Liedern, das war schon fett. Und der Bass hat auch gedrückt. Hetfield liefert eine tolle Leistung ab. Das Gemecker der alten Thrasher konnte ich nicht verstehen, wobei ich das Coverartwork damals schon komplett scheiße fand. Für mich ist das die letzte Metallica-Scheibe, die das Zeug zur Legende hatte. Das schwarze Album hat den Metal richtig in den Mainstream geboostet. Musikalisch sind die Impulse für die Szene hingegen eher überschaubar. Wenn man wissen will, wie man eine gute Metal-Ballade schreibt, kommt man aber seit 1991 an ‘The Unforgiven’ und ‘Nothing Else Matters’ nicht vorbei.

Brian „Head“ Welch (Korn)

Zuvor hatten Metallica schon viele Asse aus dem Ärmel gezogen, und jetzt war es an der Zeit, sich ein wenig zurückzulehnen. Es ist ganz klar ein simplerer Ansatz, aber das Songwriting repräsentiert dennoch absolute Weltklasse. Das schwarze Album ermöglichte vielen Rock- und Metal-Künstlern erst, vom Mainstream akzeptiert zu werden. Korn hätten ohne diese Scheibe beispielsweise niemals so viel Erfolg haben können. ‘The Unforgiven’ ist meine absolute Lieblingsnummer, auch das Video fällt künstlerisch wertvoll aus. Mit ‘Enter Sandman’ kam ich hingegen überhaupt nicht klar. Mit meinen zwanzig Jahren fand ich das im Vergleich zu ihren früheren Werken einfach zu „nett“. METALLICA ist zwar definitiv nicht meine Lieblingsscheibe von Metallica, aber die Produktion klingt auch heute noch super. Bob Rock hat einen perfekten Job abgeliefert.

METALLICA Track-by-track

‘Enter Sandman’

Der Dosenöffner für Metallica in den Mainstream, der bis heute auf keiner Metal-Party fehlen darf. Zug, Wucht, Eingängigkeit – alles da, was einen echten Hit ausmacht. Die erste Single und damit der wichtigste Vorabbote des Albums verankert eine sprichwörtlich traumwandlerische Hookline in die Köpfe der Zuhörer. Bob Rocks Sohn Mick spricht das Kindergebet im hinteren Viertel.

‘Sad But True’

Der Urenkel von ‘For Whom The Bell Tolls’, Enkel von ‘Leper Messiah’ und Sohn von ‘Harvester Of Sorrow’. Wird als fünfte und letzte Single anderthalb Jahre nach der Veröffentlichung des Albums herausgebracht. Ein stampfendes Ungetüm, welches bei keinem Metallica-Konzert fehlen darf und dokumentiert, dass Heavyness nicht zwangsläufig mit Geschwindigkeit zu tun haben muss.

‘Holier Than Thou’

Von Bob Rock ursprünglich als erste Single auserkoren, fristet der Song letztlich ein Mauerblümchendasein auf dem schwarzen Album und verschwindet auch relativ fix aus der Metallica-Setlist. Allerdings erfüllt die kürzeste Nummer mit ihren schnellen, druckvollen Rhythmen, die noch am ehesten eine Thrash-Verwurzelung repräsentieren, eine wichtige dynamische Funktion, indem das vorherrschende Midtempo mal gebrochen wird.

‘The Unforgiven’

Für viele Fans und Musikerkollegen das eigentliche Highlight auf METALLICA. Eingeleitet von einem rückwärts abgespielten Horn (das mutmaßlich aus dem Ennio Morricone-Soundtrack zu ‘Für ein paar Dollar mehr’ stammt) und dem Lied einen gewissen Western-Anstrich verpasst, entwickelt sich die Ballade zu einem musikalisch und emotional fesselnden Ereignis, das bis heute kaum aus einem Metallica-Konzert wegzudenken ist.

Mit Fan-Protesten gerechnet

‘Wherever I May Roam’

Bezüglich des Aufbaus und der brillanten Dynamik vielleicht das Lied, welches am ehesten an ‘Enter Sandman’ heranreicht. Entsprechend auch als vierte Single auserkoren. Die Sitar zu Beginn vermittelt einen fernöstlichen Eindruck, der wunderbar zum Thema des Lieds passt, das sich um die Gedanken eines Musikers auf Tournee dreht. Auf GARAGE INC. (1998) covern Metallica mit ‘Turn The Page’ von Bob Seger ein Lied, das denselben Inhalt hat und für Hetfield als Inspiration zu ‘Wherever I May Roam’ gedient haben dürfte.

‘Don’t Tread On Me’

Quasi-Vertonung der Gadsen-Flagge, welche im amerikanischen Unabhängigkeitskrieg geboren wurde und mit dem Schlangenmotiv auch das Album-Cover prägt. Im Intro covern Metallica zunächst den Song ‘America’ aus dem Musical ‘West Side Story’ von Leonard Bernstein. Abseits der patriotischen Aussage, die manchem Hörer sauer aufstößt, kann man die Aussage „Leg dich nicht mit mir an“ auch auf die Haltung der Band 1991 beziehen. Metallica ist absolut bewusst, dass diese Scheibe Fan-Proteste auslösen wird.

‘Through The Never’

Nicht nur die Gier der Menschen ist unersättlich, sondern auch der Hunger nach Wissen. Die Riff-Endlosschleife saugt den Hörer direkt zu Beginn in das Lied hinein, allerdings wirkt ‘Through The Never’ bezüglich des Aufbaus nicht so rund wie der Rest des Albums. Zu Beginn der Tournee noch fester Bestandteil der Setlist, verschwindet die Nummer – gemäß ihres Inhalts – allmählich in den unendlichen Weiten des Weltalls und wird heute nur noch sehr sporadisch live aufgeführt.

‘Nothing Else Matters’

Die überraschendste Nummer der gesamten Scheibe – nicht nur, was Musik, Präsentation und Text, sondern vor allem den Gesang angeht. So gefühlvoll hat man James Hetfield noch nie gehört. Dieser offene und ehrliche Ansatz stellt auch für den Frontmann eine Überwindung dar. Gelohnt hat sich das allemal. ‘Nothing Else Matters’ spricht ein Publikum an, das vorher noch nicht mal wusste, dass Metallica existieren, und öffnet der Band den Weg ins Mainstream-Radio. Großartiges, emotionales Solo, gespielt von James Hetfield.

Kantiger und ekliger

‘Of Wolf And Man’

Hetfield vertont zur Freude aller Tierschützer seine Leidenschaft für die Jagd und thematisiert den natürlichen Urinstinkt, der allen Lebewesen eigen ist. Wäre aufgrund seiner Grundanlagen auch ein sinnvoller Single-Kandidat gewesen: mitreißend in Szene gesetzt, sehr griffig kompo­niert, prächtige Hookline. Das Wolfsgeheul ist kein Sample, sondern stammt von Jason Newsted.

‘The God That Failed’

Das Lied handelt von den traumatischen Erlebnissen Hetfields, der als Kind miterleben muss, dass seine kranke Mutter aufgrund ihres fanatischen Glaubens Medikamente ablehnt und stirbt. Entsprechend düster und schleppend fräst sich ‘The God That Failed’ in die Hirnwindungen vor. Im Vergleich zum Großteil von METALLICA kantiger und ekliger im Aufbau.

‘My Friend Of Misery’

Der einzige Track, bei dem Jason Newsted als Mitkomponist aufgeführt wird. Sein melancholisch-gefühlvolles Intro, das mitunter an die großen Instrumentalnummern seines Vorgängers Cliff Burton erinnert, sollte eigentlich noch länger dauern, wurde aber letztendlich gekürzt. Hetfield singt von den Menschen, die in Selbstmitleid zerfließen, die bedrückende, dämmrige Atmosphäre passt perfekt zum Thema, wenngleich das Lied im Hit-Arsenal von METALLICA eher als Füller anzusehen ist und auch live keine Rolle spielt.

‘The Struggle Within’

Der letzte Song des weltweit bestverkauften Albums seit 1991 setzt einen temporeichen Abschluss und versöhnt einige Die Hard-Fans, die sich beim Hören des schwarzen Albums fragen, ob Metallica tatsächlich all ihre Wurzeln vergessen haben. Das zackige Riff und der knackige Rhythmus bleiben sofort im Ohr, allerdings gibt es ähnlich wie in ‘Through The Never’ ein paar Haken im Aufbau. Inhaltlich handelt ‘The Struggle Within’ von den Kämpfen, die wir alle mit uns selbst austragen müssen. Solider Abschluss.

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