Dani Filth geht den mit HAMMER OF THE WITCHES eingeschlagenen Weg weiter: Große Chöre und Orchestration, Friedhofsromantik und Soli aus dem Iron Maiden-Baukasten treffen auf rasenden Black- und Gothic Metal und Reminiszenzen an Überalben wie MIDIAN. So geht es in weiten Teilen von CRYPTORIANA – THE SEDUCTIVENESS OF DECAY zu: ‘Achingly Beautiful’ etwa punktet mit betörenden Melodien, finsterer Orgel und weiblichem Gesang (Keyboarderin und Sängerin Lindsay Schoolcraft kommt auf dem Album eine durchaus tragende Rolle zu), als Kontrapunkt zu wütendem Rasen und spitzen Schreien von Mr. Filth, bevor ein dämonischer ‘Trooper’ in Richtung Kirchenchor davongaloppiert.
Größter Pluspunkt des Songs ist neben dem dramatischen Aufbau der starke und hängenbleibende Refrain. Der Titel-Song ‘The Seductiveness Of Decay’ kommt einerseits besonders opulent, andererseits brutal daher; den Refrain mit feinstem ‘Hallowed Be Thy Name’-Riffing zu unterlegen, ist frech, aber schiefgehen kann dadurch zumindest nichts! Leider überzeugen nicht alle Stücke gleichermaßen: Das geisterhafte ‘Vengeful Spirit’ bleibt wenig spektakulär, und ‘Wester Vespertine’ holzt etwas ziel- und zahnlos mit arg viel liebreizenden Chören und Keyboards vor sich hin.
Das achtminütige ‘Death And The Maiden’ entpuppt sich mit seinem epischem Anstrich, den doomigen Klängen und einem NWOBHM-Finale als Höhepunkt des zwölften Cradle Of Filth-Albums, eben weil man dergleichen selten von dieser Band zu hören bekommt. CRYPTORIANA – THE SEDUCTIVENESS OF DECAY ist gut, teils sehr gut, aber selten zwingend – und in der starken Diskografie der Briten kaum herausstechend.