Klar, weniger ist mehr, doch wer heutzutage hofft, die Metal-Massen zu beeindrucken, darf an Spektakel nicht sparen. Ohne Alleinstellungsmerkmal läuft man schnell Gefahr, im Einheitsbrei zu versinken. Dying Wish hatten zwar noch nie wirklich mit diesem Problem zu kämpfen, doch die Amerikaner gehen mit FLESH STAYS TOGETHER lieber auf Nummer sicher und liefern ordentlich Exzess in Schallplattenform: mehr Klargesang, mehr Breakdowns, tiefere Gitarren und eine Produktion, die vor Politur förmlich glänzt. Entwicklungen, die sich bereits auf SYMPTOMS OF SURVIVAL bemerkbar machten, werden auf FLESH STAYS TOGETHER auf die Spitze getrieben. Emma Bosters Geschrei klingt gewohnt dämonisch, aber es ist vor allem ihr engelsgleicher Gesang, der diesmal hervorsticht. Trotz Bosters himmlischer Stimme klingen Dying Wish auf ihrer neuesten Platte düsterer denn je zuvor. FLESH STAYS TOGETHER handelt von Trauer, Verlust, Leiden und Reue – das spiegelt sich auch in der Tonkulisse wider: Die Melo-Death-Einflüsse und energetischen Riffe der Vorgänger weichen dunklem Gitarrengeschrubbe und bedrückenden Klangwänden. Die Amerikaner haben Lust, zu experimentieren, doch wie so oft kann es keinen Wandel ohne etwas Schwund geben. Weniger Energie, dafür mehr Emotion – ein Tausch, mit dem nicht jeder Fan einverstanden sein wird. Eines steht fest: FLESH STAYS TOGETHER ist ein Album, an dem sich die Gemüter spalten werden.
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