Mehr als alle anderen Spielarten harter Musik lebt Black Metal von der Kraft seiner Bilder: epische Entwürfe, harsch und kalt, die den Hörer in einen Mahlstrom ziehen.
Geist aus Bielefeld haben das verinnerlicht. Ihnen gelingt es schon im Aufmacher (‘Galeere’), fantastisch klirrende Atmosphären zu beschwören, und für die nächsten Minuten sorgen Pauken, Morsezeichen, jagende Gitarren und bitterböses Krächzen für Spannung.
Der Track ‘Helike’ kommt rasend und fliehend daher, und ‘Durch lichtlose Tiefen’ ist eine Black Metal-Version von Edgar Allan Poes ‘Bericht des Arthur Gordon Pym’: eine umständliche Seereise voll haarsträubender Abenteuer – im Grunde eine Metapher für das Leben selbst.
Dieses dritte Geist-Album, ihr erstes für das Prophecy-Sublabel Lupus Lounge, ist tatsächlich von der ersten bis zur letzten Minute profund. Einziger Wermutstropfen: Durch die Betonung melodischer Leads fällt die Sound-Malerei hin und wieder auf die Fresse.
Die letzten anderthalb Minuten von ‘Ein Winter auf See’ etwa sind nicht so sehr Fliegender Holländer als vielmehr betrunkener Ricky Shane in der Sehnsuchtstaverne. Aber sei’s drum: Die schiere Dichte und Getriebenheit, die GALEERE vermittelt, muss Geist erst mal jemand nachmachen.
Melanie Aschenbrenner
Diese und viele weitere Rezensionen gibt es in der Mai-Ausgabe des METAL HAMMER.
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