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Gojira FORTITUDE

Progressive Metal, Roadrunner/Warner (11 Songs / VÖ: 30.4.)

5.5/ 7
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Stimmungen aufzunehmen und dann umzumünzen in Töne, Lieder, ein Gesamtkunstwerk – das klingt so simpel. Oft genug schaffen es Musiker nicht, innezuhalten, sich selbst zurückzunehmen und intensiv zuzuhören, sich in der Welt umzusehen, zu beobachten. Keine Kreation ohne Inspiration. Ebenso wichtig ist es, das Erlebte zu filtern, zu reflektieren, in sich hineinzuhorchen und seine eigenen Schlüsse aus dem zu ziehen, was passiert. Dazu braucht es etwas, das man bei einer Metal-Band wohl am wenigsten vermutet: Sensibilität. Gojira waren und sind eine sensible Band, und sie haben sich nie davor gescheut, das auch zu zeigen.

Die Duplantiers, Christian Andreu und Jean Michel Labadie mögen es hart, aber nicht ohne tieferen Sinn. Und so ist FORTITUDE, das erste Album seit dem bahnbrechenden MAGMA von 2016, eine Platte, die den besonderen Umständen gerecht werden will, unter denen wir gerade alle leben und oft auch leiden. Negativ ist sie deswegen noch lange nicht, sondern sie präsentiert – auch das ist eine von Gojiras Gaben – eine gigantische Bandbreite von Emotionen. Das Groove-dominierte ‘Amazonia’, stilistisch zwischen Sepultura und Tool pendelnd, wirkt dystopisch, ‘Another World’, ein hypnotisch-treibendes Stück, dagegen beinahe flehend. ‘Hold On’ (mein persönliches Lieblingsstück der Platte) startet beschwingt-ätherisch, bevor gewaltige Grooves den Song wieder in den Abgrund hinabschicken.

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‘New Found’ wäre eigentlich prädestiniert dafür, sich beim Chorus mit Zehntausenden kathartisch die Kehlen wundzubrüllen und dabei den Arm um die Kumpels zu schlingen (nächstes Jahr, Freunde!). ‘The Trails’ hingegen ist komplett das Gegenteil: extrem introvertiert und zurückhaltend – während ‘Sphinx’ grinsend-breitbeinig daherkommt, wie es sonst eigentlich nur Metallica in der Höhe ihrer Zeit geschafft haben. Was sich jetzt liest wie eine wilde Mischung, ist in Wahrheit ein bis zum letzten Ton durchdachtes Album, das eine Bandbreite aufweist, die auf diesem Niveau derzeit niemand abliefert (okay, die neue Meshuggah-Scheibe kommt noch…). Und, ganz ehrlich, es ist auch eine Platte, die ich gerade wirklich brauchen kann. Sie reißt mit, lässt einen jubeln und strahlen, aber auch das Hirn einschalten, mitfühlen, mitleiden, mitschreien, mitleben – ganz so, als würde frisches Blut durch die Adern fließen. Tut das gut.

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