Nach SKUGGSJÁ (Spiegelbild) vor zwei Jahren jetzt also HUGSJÁ (Denken, oder wie es die Künstler verklausulieren: mit dem oder im Gehirn sehen…): Die Zusammenarbeit von Enslaveds Ivar Bjørnson und Wardrunas Einar Selvik geht in die zweite Runde, und an den Vorzeichen hat sich nicht viel geändert. Im Vergleich zu Wardruna ist dies mehr Liedgut und weniger Klangtapete; im Vergleich zu Enslaved, nun ja, weder Metal noch Prog, auch wenn es phasenweise rockige Elemente (etwa in ‘WulthuR’) zu vermelden gibt.
Anders als beim für die Feiern zum zweihundertjährigen norwegischen Verfassungsjubiläum entstandenen Debüt wirken die neuen Stücke entspannter, was beispielsweise bei ‘Ni mødre av sol’ in eine großartige Atmosphäre aus morbidem Folk und Enya-mäßigem Weichzeichner mündet. Im Kern bleibt dies Musik eher für Fans von Wardruna (zu denen ich nicht unbedingt gehöre):
Der Wikinger-Runen-Mystik-Zuckerguss soll Reichhaltigkeit des kulturellen Erbes Norwegens ausstrahlen, bringt aber wenig Authentizität mit. Einzelne musikalische Motive sind bestechend schön, aber oft nach ihrem introhaften Aufkommen in zu viel Arrangement-Watte verpackt. In Summe keinesfalls schlecht, für mich aber bleiben im Spannungsfeld aus Folk, Prog und Ambient Tenhi das Maß der Dinge.