Der fleißige Konzertgänger weiß längst: The Sorrow sind eine Live-Macht. Die Österreicher konnten allerdings trotz gelungener Alben ihre Energie noch nie hundertprozentig im Studio einfangen. MISERY ESCAPE holt dies nun endlich mit tonnenschwerer Schlagzeuggewalt, messerscharfen Riffs und vorbildlich präsenten Bassläufen nach.
Doch nicht nur klanglich demonstrieren die Vorarlberger Wachstum. Den Ruf als „Killswitch Engage-Alternative“ werden die Metalcoreler wohl nicht mehr ablegen (wollen), aber zwischen geschrienen Aggro-Strophen, Klargesang-Refrains und Dutkiewicz-Quietschereien sticht auf Album vier vermehrt Abwechslung hervor: Finstere Synthetik beschwört in dem melodisch-treibenden Treffer ‘Burial’ die Apokalypse, Die Toten Hosen-würdige Chöre formen ‘My Oblivion’ zur Live-Granate, ‘A Reason’ gemahnt phasenweise an Linkin Park mit Eiern, Gniedel-Leads und eine Akustische hüllen ‘Buried In The Deep’ trotz aller Härte in Melancholie.
‘A Thin Red Line’ umweht im Mittelteil gar Neurosis-Flair, das kriechende ‘Lost Chapters’ einen Hauch Sludge. Passend zu den instrumentalen Variationen liefert Mathias Schlegel seine bisher beste Gesangsleistung ab. Lediglich einige Schwachstellen wie ‘Follow The Lights’ und das poppige, nach Autotuning müffelnde ‘Dead Home’ sorgen für Abzüge in der B-Note.
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