Bildlich wie auch musikalisch schmückt Turnstile nach wie vor der Neunziger-Filter. Nach zwei überaus kraftvoll geladenen EPs schaffte das Fünfergespann aus Baltimore mit seinem Debüt NONSTOP FEELINGS (2015) eine ausgefeilte Mixtur aus rotzigen Punk-Elementen, energetischen Shouts und psychedelischen Indie-Melodien und tobte sich damit frei bis an die Grenzen des klassischen Hardcore. TIME & SPACE lässt zunächst ein ähnliches Muster vermuten: ‘Real Thing’ verbreitet Rauflaune, und immer wieder kommen in den folgenden 13 Tracks verhallte Passagen zum Vorschein – wobei ‘Moon’ am bedeutendsten hervorsticht.
Trotz vielerlei Klangexperimenten hat die Platte jedoch einen faden Beigeschmack. Vor allem in den härteren Momenten fehlt es an dynamischem Aufbau – vielmehr wird man von der einheitlichen Rhythmik teils totgetrampelt. Die sphärischen Melodien schlagen hingegen komplett ins Gegenteil um und lassen den Hörer mit ruhigen Zwischenspielern, die auch Fahrstuhlmusik oder Spotify-Werbung verlauten lassen könnten, im Drehkreuz stecken. Das hat zur Folge, dass TIME & SPACE die Verbindungsstücke fehlen, die NONSTOP FEELINGS so besonders machen – ein wenig mehr Feinschliff wäre daher wünschenswert gewesen.