
Hätte man Ende der Siebziger orakelt, dass knapp 50 Jahre später die flotteste Frischzellenspritze für den inzwischen guten, alten Punk Rock aus der Cowboyhutträger-Hochburg Nashville/Tennessee kommt, wäre man vermutlich für verrückt erklärt worden. Doch Winona Fighter sind genau dies (und ebenso gute Kandidaten für den Band-Namen des Jahres). Ist Punk durchaus die fest verankerte Grundlage, auf die sich das Powertrio um Sängerin Coco Kinnon beruft, sind Neunziger-Grunge und genuines Pop-Gespür auf diesem Debüt jedoch ebenso allgegenwärtig. So provoziert MY APOLOGIES
TO THE CHEF partiell durchaus das Gedankenspiel, was passiert wäre, wenn Courtney Love, anstelle sich mit Kurt Cobain einzulassen, eine wilde Dreierbeziehung mit Blink-182s Tom DeLonge sowie Jimmy Eat Worlds Jim Adkins angefangen hätte. Oder zumindest so ähnlich. Mögen sämtliche Songs dieses extrem delektablen Einstands sich auch (stilecht) im Zweiminüter-Terrain bewegen, platzen sie dennoch vor Eingängigkeit, Energie und Einfallsreichtum. Was auch für die textliche Ebene gilt, die in puncto scharfzüngiger Witz und Bissigkeit – allein ein Titel wie ‘You Look Like A Drunk Phoebe Bridgers’ ist den Eintritt wert – nur schwer zu überbieten (und in ihrem Gegenwarts- und kontemporären Beziehungsrundumschlagcharakter an dieser Stelle unmöglich zusammenfassend abbildbar) sind. Was Winona Fighter zu mehr als nur der kompositorisch Hook-versesseneren Komplementärcombo zu Amyl And The Sniffers macht: Die Band hat das Zeug dazu, die Mainstream-Vorstellungen von Punk, Rock und Pop einmal mehr zu revolutionieren.
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