Exklusive Judas Priest Vinyl mit dem Metal Hammer 03/24

Saitenhieb: Game Of Sitzplatz

von
teilen
twittern
mailen
teilen

Liebe Rocker!

Ein Riss geht durch unsere Gesellschaft! Genau genommen durch die Familie der Konzertbesucher – noch genauer durch die Freunde des Sitzplatzes. Es gibt ja gute Argumente für den Sitzplatz am Rang: Von lahmen Füßen und krummen Rücken über die reine Bequemlichkeit und den Verzicht auf zwischen Bierstand und Pit hin und her drängende Menschenmengen bis zur perspektivisch besseren Sicht auf die Bühne. Und da beginnt auch schon der Streit.

Die eine Fraktion ist der festen Überzeugung, dass ein Sitzplatz zum Sitzen da ist. So wie man es in Kino, Schauspielhaus oder Kirche gelernt hat: der Blick ruht vorn, der Hintern unten. Die andere Streitpartei aber sieht Sitzen als Option: Spätestens beim Lieblings-Song hebt es Emotionen und Körper empor, die Arme fliegen in die Höhe, und die Hüfte wackelt wild. Die Band da vorne freut sich mit Sicherheit, das zu sehen! Das Team Sitzenbleiber dahinter: nicht so sehr.

Individuelles Ego- und Arschlochtum

In dieser Extremsituation zeigt sich dann schnell das Level des individuellen Ego- und Arschlochtums. Vom genervten Augenrollen (noch nachvollziehbar – passiert jedem auch regelmäßig auf regulären Stehplätzen, wenn sich eine größere Person ins Blickfeld schiebt) über freundliches Klopfen auf die Schulter des Vorstehers bis hin zu gewalttätigem Herunterdrücken des bis dahin ausgelassenen Tänzers – so zuletzt (aber nicht zum ersten Mal) live erlebt beim Konzert von Slash. Nun ist das sicher situationsbedingte Abwägungssache: Sitzt dort ein Fan mit Verletzung, Behinderung oder sonstigem Gebrechen, sind Recht und Moral auf seiner Seite – das sollte auch der Tänzer einsehen und ihm Sicht gewähren.

In aller Regel liegt aber schlicht ein Fall von Konzertfaulheit oder – schlimmer – „Mir gehört die Welt“-Gebaren vor: Ich habe bezahlt, ich will, dass das so und so läuft, egal, was jemand anderer möchte. Dabei ist es offenbar auch piepegal, dass man auf einem Rock-Konzert ist und nicht in der Oper: Feiern, Freidrehen, Freakshow? Verboten!

Runter in den Graben!

Ich höre schon das Argument der Sitzenbleiber-Fraktion: Geht zum Feiern doch runter in den Graben! Dem zu entgegnen ist, neben den oben genannten Vorteilen des Platzes am Rang, dass das auf einem Konzert nun mal dazugehört (wie traurig sähe es aus, wenn alle nur regungslos dasitzen würden!) und der Hinweis, doch mal nach links und rechts zu gucken. Sehr oft (so auch bei Slash) sind da noch Plätze frei, sodass aufrutschen kein Problem wäre. Ist das nicht die bessere, einfachere und nervenschonende Alternative dazu, dem Vordermann/-frau die Stimmung zu versauen, Aggressionen aufzubauen und wertvolle Konzertminuten lang eine Fresse zu ziehen? Bitte mehr Toleranz unter Sitzplatz-Rockern!

Euer Sebastian

Ihr erreicht den Autor unter redaktion@metal-hammer.de.

teilen
twittern
mailen
teilen
Saitenhieb: Ich hasse „Female Fronted“

Liebe Metalheads, man sollte ja meinen, dass man sich als Gesellschaft weiterentwickelt: über Missstände aufklärt, Ungerechtigkeiten aufdeckt, den Status quo verändert. Vor allem dafür sind Subkulturen wie unsere da! Anzuprangern, um einen Unterschied herbeizuführen und die Welt (zumindest in unserem kleinen Kosmos) etwas besser zu machen. Aber nicht immer ist jeder Versuch, einen Wandel herbeizuführen, sinnvoll. So wird mir, wenn es um die sogenannte Genre-Bezeichnung „Female Fronted“ geht, einfach nur schlecht. Wir alle kennen sie: die Playlists, die Themenabende, die Best Ofs. Irgendwann muss sich jemand (vermutlich ein Mann) gedacht haben, es wäre eine gute Idee, Bands mit Frontfrau eine…
Weiterlesen
Zur Startseite