Exklusive Judas Priest Vinyl mit dem Metal Hammer 03/24

Social Distortion live

von
teilen
twittern
mailen
teilen

Stolze 30 Dienstjahre haben Social Distortion bereits auf dem Buckel – eine lange Zeit, in der die Kult-Band zwar alle Höhen und Tiefen erlebt, jedoch erst ein Mal, in grauer Vorzeit, in der Szene gespielt hat. Daran kann sich jedoch nicht mal die Band selbst erinnern. Dementsprechend gespannt sind die 3.000 Fans, die an diesem Sommerabend die Wiener Arena stürmen. Können Mike Ness und Co. die hochgesteckten Erwartungen erfüllen? Die klare Antwort: jein und nochmals jein.

Als die vier Herren – später gesellt sich noch ein nicht weiter auffälliger Keyboarder hinzu – zu den Klängen von „The Creeps“ loslegen, herrscht geradezu Länder-Match-Stimmung. Die Songs werden mitgesungen als gelte es, eine Fußballmannschaft anzufeuern, wobei Social Distortion sicher besser spielen als die österreichische Nationalelf. Hier liegt die Latte zwar nicht besonders hoch, doch speziell Frontmann Mike Ness legt sich sichtlich ins Zeug.

Das singende Ganzkörper-Tattoo aus Orange County ist bestens bei Stimme und stellt unter Beweis, dass er nicht umsonst als einer der coolsten Frontmänner der Szene gilt. Jede Bewegung und jede Geste sitzt so souverän, dass die assistierenden Leichtmatrosen Jonny Wickersham (Gitarre), Brent Harding (Bass) und Adam „Breaks? Kenn ich nicht!“ Willard (Drums) froh sein müssen, wenn überhaupt irgendjemand von ihnen Notiz nimmt. Alle Augen sind auf Ness gerichtet, der beim ersten Song noch einen schicken Hut trägt und in Folge aussieht, wie eine bunt bemalte Version von Falco auf Anabolika. Die genuschelten Ansagen versteht zwar wahrscheinlich nicht mal die Mutter von „Mommy‘s Little Monster“, wirken aber trotzdem irgendwie cool. Ness halt.

Alles cool also? Leider nicht ganz. So lässig die Band auch aufspielt, so krankt ihr Auftritt doch gewaltig an der Setlist. So gibt es nur einen einzigen (in Zahlen: 1) Song vom Stil-prägenden und besten Social Distortion Album WHITE LIGHT, WHITE HEAT, WHITE TRASH, und zwar „Don‘t Drag Me Down“. Das ist in etwa so, als ob Slayer von REIGN IN BLOOD „Epidemic“ spielen und ansonsten alles von DIABOLUS IN MUSICA. Zu erwähntem Schmuckstück entschuldigt sich Ness bei den Fans zwar für die lange Wartezeit, tut jedoch nicht allzu viel, um sie dafür zu entschädigen. Knappe 60 Minuten offizielle Spielzeit ist jedenfalls nicht besonders viel, um dem üppigen Back-Katalog gerecht zu werden.

Mit „I Won‘t Run No More“, „Still Alive“ und „Can‘t Take It With You“ gibt es dafür drei neue Stücke, mit denen sich Social Distortion als weitestgehend entwicklungsresistent erweisen. Zu letztgenanntem Stück glänzt der Chef mit der Ansage, man solle lieber das ganze Geld teilen und ausgeben, da man es sowieso nicht mit in den Tod nehmen kann – offensichtlich kennt er seinen Merchandise-Stand, bei dem es simple Jäckchen für schlappe 60 Euro gibt. Die Punks von gestern sind eben doch die Bankiers von heute.

So bleibt mit dem abschließenden „Story Of My Life“ die Erkenntnis, dass es zwar schön war, den Grand Seigneur des Punk endlich mal in höchst vitaler Form zu erleben, dennoch bleibt der Beigeschmack, dass dieses Konzert nicht das Fest war, das es bei entsprechender Setlist hätte sein können.

Bilder von Social Distortion findet ihr oben in der Galerie, die Setlist weiter unten.

Wolfgang Kuhn

Setlist:

1. The Creeps
2. Another State of Mind
3. Mommy‘s Little Monster
4. Sick Boy
5. Don‘t Drag Me Down
6. Ring of Fire
7. Reach for the Sky
8. Highway 101
9. I won‘t run no more
10. Can‘t take it with you
11. Bad Luck
12. Ball & Chain
13. Nickels & Dimes
14. Prison Bound
15. Alone and Forsaken
15. Sometimes I do
16. Still Alive
17. Story of my Life

Weitere aktuelle Live-Reviews:
+ Social Distortion bereits auf dem Buckel – eine lange Zeit, in der die Kult-Band zwar alle Höhen und Tiefen erlebt, jedoch erst ein Mal, in grauer Vorzeit, in der Szene gespielt hat. Daran kann sich jedoch nicht mal die Band selbst erinnern. Dementsprechend gespannt sind die 3.000 Fans, die an diesem Sommerabend die Wiener Arena stürmen. Können Mike Ness und Co. die hochgesteckten Erwartungen erfüllen? Die klare Antwort: jein und nochmals jein.

Als die vier Herren – später gesellt sich noch ein nicht weiter auffälliger Keyboarder hinzu – zu den Klängen von „The Creeps“ loslegen, herrscht geradezu Länder-Match-Stimmung. Die Songs werden mitgesungen als gelte es, eine Fußballmannschaft anzufeuern, wobei Social Distortion sicher besser spielen als die österreichische Nationalelf. Hier liegt die Latte zwar nicht besonders hoch, doch speziell Frontmann Mike Ness legt sich sichtlich ins Zeug.

Das singende Ganzkörper-Tattoo aus Orange County ist bestens bei Stimme und stellt unter Beweis, dass er nicht umsonst als einer der coolsten Frontmänner der Szene gilt. Jede Bewegung und jede Geste sitzt so souverän, dass die assistierenden Leichtmatrosen Jonny Wickersham (Gitarre), Brent Harding (Bass) und Adam „Breaks? Kenn ich nicht!“ Willard (Drums) froh sein müssen, wenn überhaupt irgendjemand von ihnen Notiz nimmt. Alle Augen sind auf Ness gerichtet, der beim ersten Song noch einen schicken Hut trägt und in Folge aussieht, wie eine bunt bemalte Version von Falco auf Anabolika. Die genuschelten Ansagen versteht zwar wahrscheinlich nicht mal die Mutter von „Mommy‘s Little Monster“, wirken aber trotzdem irgendwie cool. Ness halt.

Alles cool also? Leider nicht ganz. So lässig die Band auch aufspielt, so krankt ihr Auftritt doch gewaltig an der Setlist. So gibt es nur einen einzigen (in Zahlen: 1) Song vom Stil-prägenden und besten Social Distortion Album WHITE LIGHT, WHITE HEAT, WHITE TRASH, und zwar „Don‘t Drag Me Down“. Das ist in etwa so, als ob Slayer von REIGN IN BLOOD „Epidemic“ spielen und ansonsten alles von DIABOLUS IN MUSICA. Zu erwähntem Schmuckstück entschuldigt sich Ness bei den Fans zwar für die lange Wartezeit, tut jedoch nicht allzu viel, um sie dafür zu entschädigen. Knappe 60 Minuten offizielle Spielzeit ist jedenfalls nicht besonders viel, um dem üppigen Back-Katalog gerecht zu werden.

Mit „I Won‘t Run No More“, „Still Alive“ und „Can‘t Take It With You“ gibt es dafür drei neue Stücke, mit denen sich Social Distortion als weitestgehend entwicklungsresistent erweisen. Zu letztgenanntem Stück glänzt der Chef mit der Ansage, man solle lieber das ganze Geld teilen und ausgeben, da man es sowieso nicht mit in den Tod nehmen kann – offensichtlich kennt er seinen Merchandise-Stand, bei dem es simple Jäckchen für schlappe 60 Euro gibt. Die Punks von gestern sind eben doch die Bankiers von heute.

So bleibt mit dem abschließenden „Story Of My Life“ die Erkenntnis, dass es zwar schön war, den Grand Seigneur des Punk endlich mal in höchst vitaler Form zu erleben, dennoch bleibt der Beigeschmack, dass dieses Konzert nicht das Fest war, das es bei entsprechender Setlist hätte sein können.

Bilder von Social Distortion findet ihr oben in der Galerie, die Setlist weiter unten.

Wolfgang Kuhn

Setlist:

1. The Creeps
2. Another State of Mind
3. Mommy‘s Little Monster
4. Sick Boy
5. Don‘t Drag Me Down
6. Ring of Fire
7. Reach for the Sky
8. Highway 101
9. I won‘t run no more
10. Can‘t take it with you
11. Bad Luck
12. Ball & Chain
13. Nickels & Dimes
14. Prison Bound
15. Alone and Forsaken
15. Sometimes I do
16. Still Alive
17. Story of my Life

Weitere aktuelle Live-Reviews:
+ Limp Bizkit + Hollywood Undead live in Hamburg
+ Rock am Ring 2009: große Bildergalerie
+ Billy Talent live in Hamburg

teilen
twittern
mailen
teilen
Alligatoah im Interview: So viel Metal steckt im Album OFF

Genre-Wechsel kommen bei etablierten Musikern selten genug vor, kristallisieren sich meistens erst über einige Zeit heraus. Rapper Alligatoah legt den Fokus seiner Musik bei seinem neuen Album OFF hingegen deutlich anders auf vorangegangenen Alben: die Metal-Einflüsse sind nicht zu leugnen. Damit bestätigt der Musiker wieder einmal, dass er unserer Szene gar nicht so fern ist, wie man meinen mag. Nach Auftritten in Wacken, wo er für 2024 wieder gebucht ist, einem Slipknot-Cover 2018 und Amon Amarth-Namedropping auf dem Vorgängeralbum ROTZ & WASSER (2022) geht er mit den neuen Songs „all in“. Wie OFF entstand, wie er sich zwischen Rap und…
Weiterlesen
Zur Startseite