Exklusive Judas Priest Vinyl mit dem Metal Hammer 03/24

Steve von Till: Harte Schale, weicher Kern

von
teilen
twittern
mailen
teilen

Das Konzept der Fülle

Ich denke, wir müssen unsere Beziehung zu Natur und Umwelt neu definieren. Wir müssen in uns selbst blicken und uns lieben lernen. Wenn wir innerlich gebrochen sind, können wir niemandem etwas anbieten und schenken. Unsere Werte stammen aus der westlichen beziehungsweise amerikanischen Sphäre, mit ihrem ewigen Tauziehen auf dem immer gleichen politischen Spektrum. Was, wenn die Antworten aus ganz anderen Kulturkreisen kommen, aus ganz anderen Denkmodellen, von indigenen Völkern etwa, die in ganz anderen Zyklen und Weltbildern denken? Ihr Modell ist ein Konzept der Fülle, im Gegensatz zu unseren Konzepten der Knappheit. Wenn man Mutter Erde als immer-gebend, immer-nährend sieht, handelt man anders, kann selber geben – im Gegensatz zu unserem „Das und das und das ist knapp, deshalb schnappe ich mir so viel ich kann, bevor es ein anderer kriegt!“

MH: Dein neues Soloalbum begann in Deutschland, heißt es: Hier sind die ersten melancholischen Klavierakkorde entstanden, aus denen NO WILDERNESS DEEP ENOUGH wurde. Wieso hier?

SvT: Meine Frau stammt aus Deutschland, ihre Familie wohnt seit über 500 Jahren an ein und demselben Ort, eine halbe Stunde außerhalb von Bremen. 500 Jahre auf einem Hof, auf demselben Boden – das ist, glaube ich, selbst für deutsche Verhältnisse ziemlich lang! (lacht) Wir Amerikaner halten 100 Jahre für uralt, in Europa habt ihr sehr viel längere Zeitspannen im Blick; ihr denkt wahrscheinlich eher in Richtung erste Völkerwanderungen… Wann immer wir ihre Familie besuchen, fühle ich auf diesem Land etwas Besonderes, diese Verwurzelung, diese Geschichte. Bei diesem speziellen Besuch hatte ich, wie so oft, üblen Jetlag, konnte nicht schlafen. Wir waren in ihrem alten Kinderzimmer untergebracht, dort hatte ich mir ein kleines Instrumentarium aufgebaut, mit Kopfhörern, Laptop und Keyboard-Controller. Damit wollte ich mir eine neue Musik-Software beibringen, auf die ich scharf war. (lacht)

„Ich wusste die längste Zeit nicht, was ich da überhaupt gerade bearbeite.“

An der Software bin ich gescheitert, aber habe diese wunderbaren Pianosounds auf dem Keyboard entdeckt, ganz sanft. Die flossen aus mir raus, während ich auf die alte Scheune, das Land, in die ziehenden Wolken schaute. Sehr einfach, sehr melancholisch. Diese simplen Akkordfolgen kamen eine nach der anderen, in den schlaflosen Nächten der folgenden Woche. Am Ende fügte ich Mellotron-Samples und alte Mellotron-Originaleffekte sowie French Horn hinzu und dachte, hmmm, eigentlich interessant, keine Ahnung, was das ist! Ich wusste nicht, dass ich gerade an einer Platte arbeite, sondern habe mir nur freien Lauf gelassen.

Wieder daheim in Idaho, addierte ich weitere Effekte, Moog und Filter und psychedelische Eckchen. Ich brachte mehr Form rein und dachte irgendwann: Okay, das ist ein Werk, aber was ist es? Ist das Harvestman? Soll ich meine E-Gitarre einstöpseln, aufdrehen und alles mit Fuzzbox zujaunern? Oder ist das was Neues? Mache ich jetzt Ambient? Oder muss ich das anders nennen, weil „Ambient“ zu schrecklich wäre?

Steve von Till

Ich fragte Randall Dunn, ob es einen Weg gibt, echtes Klavier, Horn und Cello einzubauen. Er meinte, ja, tolle Idee, kriegen wir hin, aber du solltest auch darauf singen und es zu deiner nächsten Soloplatte machen. Ich habe ihm zuerst nicht geglaubt. Das klang für mich wie eine schlechte Idee. Sie ist mir aber nicht aus dem Kopf gegangen. Mittlerweile war es Winter, und meine Frau mit den Kindern wieder in Deutschland. Ich war allein daheim in Idaho mit dem Hund; es waren Schulferien.

Also hab ich mich mit Notizbuch und einer Tasse Kaffee ins Wohnzimmer gehockt und wie verrückt improvisiert! Ich hatte noch ein paar ältere Gedichtbände von mir rumliegen, aus denen ich Zeilen ziehen konnte. Dann rief ich Randall an: Du hast recht, lass uns Studiozeit buchen, das wird mein nächstes Soloalbum. Es stand kein Zwang dahinter. Ich wusste die längste Zeit nicht, was ich da überhaupt gerade bearbeite.

(c) Bobby Cochran

teilen
twittern
mailen
teilen
Slipknot: Darum trennte sich die Band von Jay Weinberg

Im Interview mit Knotfest Australia sprach Slipknot-Mitbegründer und Perkussionist M. Shawn Crahan über die Entlassung von Jay Weinberg, der vor einigen Monaten nach zehn gemeinsamen Jahren aus der Band ausschied. Laut dem Musiker sei für Außenstehende möglicherweise nicht nachvollziehbar, warum beide Parteien fortan getrennte Wege gehen. Gute Gründe dafür gebe es allerdings dennoch. Interner Zwist? „Ich freue mich sehr über die Idee eines neuen Schlagzeugers“, sagte Crahan. „Dafür gibt es viele Gründe. [...] Es spielt keine Rolle, wie die Situation aussehen mag. Es sei denn, man ist selbst Teil der Band und versteht, was der wahre Grund war. Es gab…
Weiterlesen
Zur Startseite