Exklusive Judas Priest Vinyl mit dem Metal Hammer 03/24

Corona: Durchhalteparolen aus der Musikerwelt

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Hanno Klänhardt, Mantar

„Ich wohne in Gainesville, Florida, am Stadtrand. Hier ist nicht viel los, wie ich es eigentlich mag, da ich viel auf Tour und unterwegs bin: Kein Stress, kein Lärm, keine Hektik. Doch gerade fällt mir etwas die Decke auf den Kopf. Es fehlt mir, in die Kneipe oder ins Restaurant zu gehen. Da ich zu Hause arbeite, komponiere, aufnehme und Bürokram erledige, ändert sich im Alltag wenig. Ich arbeite erschreckend viel, obwohl ich nicht richtig weiß, wofür: Die Situation hat uns hart getroffen. Tourneen wurden abgesagt, Videodrehs und Pläne zerschossen. Doch so eine Band bedeutet auch hinter den Kulissen viel Arbeit. Wenn ich also nicht im Büro sitze, Gitarre oder mit meinem zahmen Eichhörnchen spiele, backe ich fleißig Brot und arbeite an Podcasts in der größenwahnsinnigen Annahme, dass es die Leute interessiert, was ich zu sagen habe. Außerdem schreibe ich ein Buch. Seit etwa 13 Jahren. Die Nachwirkungen der Krise werden langwierig und drastisch sein. Allerdings wollen Mantar nicht auf die Tränendrüse drücken.

Vielen Bands geht es scheiße. Uns auch. Aber auch Bar-Betreibern, Club-Betreibern, Putzkräften, Flaschensammlern und so weiter. Werft also bei eurer Lieblingskneipe einen Zehner in den Briefkasten! Wir haben kurzfristig das Cover-Album GRUNGETOWN HOOLIGANS II aufgenommen; die Leute brauchen jetzt gute Mucke. Kauft doch das, am besten beim Plattenladen um die Ecke, Amazon braucht euer Geld am wenigsten! Die Zeit vertreibe ich mir mit historischen Straßenbahnaufnahmen der Achtziger- und Neunziger Jahre aus Bremen – ein Tipp von Erinc. Ich bin in Bremen geboren und aufgewachsen, Werder-Fan und Lokalpatriot. Durch diese Zeiten hilft mir der Achtziger-Deutschpunk-Sampler 20 SCHÄUMENDE STIMMUNGSHITS / EIN VOLLRAUSCH IN STEREO. Man darf auch nie die allumfassende Macht der Pornographie unterschätzen. Und ich empfehle Wrestling, vor allem die frühen Neunziger-WWF-Sachen, damit bin ich aufgewachsen. Das gucke ich in meinem winzigen Büro auf VHS, dazu gibt es Dosenbier. Dafür brauche ich auch keine Freunde.“

Cristina Scabbia, Lacuna Coil

„Wir befinden uns jetzt in der sogenannten ,Phase 2‘: Nach dem Lockdown können wir wieder damit anfangen, nach draußen zu gehen und Verwandte zu besuchen. Wir müssen noch viele Vorsichtsmaßnahmen treffen und (zumindest in der Lombardei, wo ich lebe) Masken tragen, aber zumindest kommen wir an die frische Luft. Lacuna Coil mussten alle Konzerte absagen: Uns fehlen Einnahmen, von denen wir unseren Lebensunterhalt bestreiten. Das ist ein Problem für eine Band, die wie geschmiert laufen muss, um keinen Schaden zu nehmen. Die Möglichkeit für Fans, ihre Bands zu unterstützen, ist immer noch, Merchandise und Alben zu kaufen. Wir sind dankbar für alle Unterstützung – und sei es nur, über Social Media miteinander in Verbindung zu bleiben. Ich habe die Gelegenheit genutzt, alle Marvel-Filme bis ‘Avengers: Endgame’ zu gucken, zudem viele Serien und Dokus auf Netflix.

Jede Form der Unterhaltung (Musik zählt dazu!) hat während der Ausgangssperre geholfen – ich wage mir kaum vorzustellen, wie das alles mit der Technologie von vor zwanzig Jahren gewesen wäre. Apropos Musik: Vertreibt euch die Zeit doch mit dem neuen Katatonia-Album CITY BURIALS – eine großartige Platte! Auch unser Album BLACK ANIMA ist noch nicht allzu alt. Wenn ihr es noch nicht gehört habt, wagt euch doch mal ran! Was Filme und Serien angeht, empfehle ich ‘Dark’ – zwei Staffeln, die süchtig machen. Falls ihr Videospieler seid, tut euch den Gefallen und kauft euch ‘Final Fantasy VII Remake’ und ‘Control’.“

Aufruf an alle Leser: Welche Festivals vermisst ihr besonders? Welche Pläne hätten bei euch auf der metallischen Sommeragenda gestanden? An welche Open Air-Momente denkt ihr derzeit zurück? Schickt uns eure Eindrücke in Text- und Bildform an redaktion@metal-hammer.de – einige Einsendungen zeigen wir in einer der nächsten Ausgaben!

Noch viel mehr coronabedingte Freizeitberichte von Musikern und Bands findet ihr in der METAL HAMMER-Juliausgabe, erhältlich am Kiosk oder indem ihr das Heft per Mail bestellt. Noch einfacher und günstiger geht’s im Abo!

(c) Cristina Scabbia

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Trent Reznor: Streaming schadet "ganzer Schicht" von Musikern

Nachdem erst kürzlich Iron Maiden-Frontmann Bruce Dickinson eine Rundumkritik am Musik-Business  (insbesondere am Streaming-Bereich) vorgebracht hat, legt nun Trent Reznor nach. Im Interview mit dem GQ Magazine geht der Nine Inch Nails-Mastermind dabei so weit zu sagen, dass die miesen Tantiemen "eine ganze Schicht" von Musikern "tödlich verwundet" hätten. Nur gut für die Großen "Ich denke, die schrecklichen Auszahlungen der Streaming-Anbieter haben eine ganze Schicht von Künstlern tödlich verwundet", analysiert Trent Reznor schonungslos offen. "Das macht es untragbar, ein Künstler zu sein. Es ist großartig, wenn man Drake ist -- es ist nicht großartig, wenn man Grizzly Bear [Indie-Band --…
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