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Kreator-Interview: „Das ist lahm und führt zu nichts.“

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Das komplette Interview mit Kreator findet ihr in der METAL HAMMER-Januarausgabe 2026, erhältlich am Kiosk oder indem ihr das Heft bequem nach Hause bestellt. Noch einfacher und günstiger geht’s im Abo!

Betrachtet man die lyrische Seite von KRUSHERS OF THE WORLD genauer, fällt eine Häufung dystopischer Szenarien in Kombination mit philosophischen Überlegungen und daraus abgeleiteten praktischen Aufforderungen auf. Bereits der rasselnde Einsteiger ‘Seven Serpents’ dreht sich bedeutungsschwer um die sieben Todsünden. ­„Speziell in diesem Stück wollte ich die fundamentale Tragödie verhandeln, als menschliches Wesen auf dieser Erde zu sein, Negatives zu erfahren und damit umgehen zu müssen“, resümiert der Bandchef in gewählten Worten, und stellt die bereits angesprochene lateinische Phrase „Amor fati“ („Liebe zum Schicksal“) als bestimmenden Vibe ins Zentrum des Albums. Während Petrozza den Ausspruch der antiken Geisteshaltung Stoizismus zuordnet, geht sie anderen Quellen zufolge auf Friedrich Nietzsche zurück (der sich selbst jedoch als „letzten Stoiker“ bezeichnete, also klar darauf bezog).

Konter Stoizismus

Grundsätzlich geht es im Stoizismus (auch Stoa genannt) darum, das eigene Los mit größtmöglicher emotionaler Selbstbeherrschung zu akzeptieren und trotz turbulenter Zeiten und schlimmer Ereignisse Gelassenheit an den Tag zu legen. Die Maxime „Amor fati“ drückt die Akzeptanz der Welt in all ihren (auch negativen) Facetten aus, eine Art „Ja-Sagen zum Verhängnis“, die Annahme jedweden Schicksals mit offenen Armen – eine Botschaft, die perfekt in unsere aktuelle Zeit passt und umso wichtiger wirkt, je herausfordernder sich die Umstände entwickeln. Leclercq berichtet von Band-internen, philosophisch angehauchten Diskussionen über die Thematik, aber auch von der ganz praktischen Notwendigkeit, sich auf Tourneen einen dicken Panzer zuzulegen, um unkontrollierbare Ereignisse zu ertragen.

Wenn derartige Situationen eintreten, raunen sich ihm zufolge die Musiker untereinander das Codewort „Stoizismus!“ zu, um ihre Emotionen in den Griff zu kriegen. „In der Theorie ist es ganz einfach, sich in solchen Situationen stoisch zu verhalten“, überlegt Petrozza. „Im echten Leben steigert man sich aber häufig in die auftretenden Probleme hinein – beispielsweise, wenn etwas nicht funktioniert oder jemand nicht so arbeitet, wie man es gerne hätte.“

Mit der Negativität umgehen

Obgleich der philosophische Hintergrund des ersten Stücks bereits viel gedanklichen Raum beansprucht, lässt sich das Konzept nicht auf das gesamte Album anwenden. Stattdessen gibt der Frontmann Empowerment, also positive Ermächtigung, als einen der Hauptgedanken aus, der sich durch KRUSHERS OF THE WORLD zieht: „Wir sind hier, lasst uns eine gute Zeit haben und uns nicht von all dem Hass um uns herum vergiften – aber ohne zu naiv zu sein und die Augen davor zu verschließen.

Es ist ein schmaler Grat: Man kann schnell in dieses Loch fallen und den Zustand der Welt für die eigene Misere verantwortlich machen, doch eigentlich könnte man diese Energie auch dafür nutzen, etwas zu erschaffen und einen Weg zu finden, mit all der Negativität umzugehen.“ Die weisen, wie Balsam für die Seele wirkenden Worte des Künstlers erinnern an frühere Interviews, in denen er häufig auf das Konzept PMA zu sprechen kam („Positive Mental Attitude“ beschreibt eine generell positiv gestimmte Geisteshaltung).

Intertextuelle Brücke zwischen den Welten

Er nickt: „Es ist wie eine Art realistischerer, gereifter PMA-Ansatz. Ich liebe das Konzept, doch es kann naiv sein: Nicht alles, was einem geschieht, ist positiv, deshalb kann man nicht immer positiv denken. Doch man kann es zumindest versuchen und sich der Tatsache bewusst werden, dass man lebt und dabei lernt. Über einiges im Leben haben wir keine Kontrolle – vielleicht müssen wir lernen, das zu akzeptieren.“ Bei der Ausgestaltung seiner Texte schöpft der Thrash-Vordenker wie üblich aus ganz unterschiedlichen Quellen.

Besonders rund wirkt die Tatsache, dass Kreator nach den angesprochenen Ausflügen in die Buch- und Filmbranche ebendiese Medien als Inspiration für die Inhalte ihrer Musik nutzen und damit eine Art intertextuelle Brücke zwischen den Welten bauen. Während ‘Barbarian’ als moderne Variante von ‘Conan der Barbar’ daherkommt und einen Hauch Eskapismus versprüht, inspirierte ein nicht näher betiteltes Gedicht aus der Feder amerikanischer Ureinwohner („When the blood in your veins returns to the sea …“) das Lied ‘Blood Of Our Blood’, das diese Worte fortführt und einen eigenen Dreh enthält.

Die brandneue Single ‘Satanic Anarchy’ gibt es hier zuerst in physischer Form, die extra angefertigte Aufnahme von ‘Strongest Of The Strong’ live vom METAL HAMMER PARADISE 2023 auf der B-Seite bekommt ihr nirgends sonst zu hören! Begleitet wird die Schallplatte in METAL HAMMER-Ausgabe 01/2026 von einer umfangreichen Kreator-Titel-Story. Diese Kreator-Vinylschallplatte ist ein echtes Sammlerstück und ab 12.12.2025 nur zusammen mit METAL HAMMER-Ausgabe 01/2026 im Handel erhältlich. Sichert euch schon jetzt euer Exemplar, indem ihr Heft und Vinyl portofrei nach Hause bestellt. Exklusiv im METAL HAMMER-Online Shop und nur solange der Vorrat reicht!

Inkarnationen früherer Teufel

Besonders am Herzen liegt Petrozza auch das Schlussstück ‘Loyal To The Grave’, das Loyalität verhandelt und auf die Metal-Gemeinschaft bezogen werden kann, aber auch den Film ‘Dracula’ zitiert und als „versteckte“ Vampirgeschichte durchgeht. Das (bei Drucklegung noch nicht erschienene) Video zu ‘Satanic Anarchy’ preist der Bandchef indes als eine Art ‘Hellraiser’-Huldigung an. In die Realpolitik wollen Kreator hingegen erklärtermaßen nicht vordringen – aus diesem Grund dreht sich ­‘Psychotic Imperator’ trotz diverser passgenauer Möglichkeiten um keinen konkreten Anführer der Gegenwart. „Ich will keinen dieser Leute auf meinem Album haben!“, stellt Petrozza klar, und gibt an, der Text könnte sich ebenso gut um den römischen Kaiser Nero drehen.

„Die heutigen Anführer sind wie Inkarnationen früherer Teufel. Sie kommen und gehen und tauchen immer dann auf, wenn man nicht mit ihrer Rückkehr gerechnet hätte. Die Geschichte wiederholt sich. Ich will keinerlei aktuelle politische Erklärungen abgeben, das ist lahm und führt zu nichts.“

Wie wertvoll das Teamwork bei Kreator ist, welche Fehler beim Vorgänger HATE ÜBER ALLES passiert sind und was die Metal-Szene im Gegensatz zur restlichen Gesellschaft abhebt, lest ihr in der METAL HAMMER-Januarausgabe 2026, erhältlich am Kiosk oder indem ihr das Heft bequem nach Hause bestellt. Noch einfacher und günstiger geht’s im Abo!

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Editorial METAL HAMMER 01/2026

Liebe Metalheads, es gehört so fest zu den Dezember­traditionen wie Weihnachten und Silvester: METAL HAMMER blickt zurück und fasst für euch die Höhepunkte des zu Ende gehenden Jahres zusammen. Dazu haben wir unsere zurückliegenden Ausgaben durchgeblättert, Podcasts und Videos gesichtet, die größten Themen des Jahres sortiert und vor allem: uns noch mal alle Alben der vergangenen zwölf Monate durch den Schädel gejagt, um euch die Besten der Besten zu präsentieren. 2025 gab es besonders viele Überraschungen, und somit neben verdienten Helden auch neue Namen an der Spitze manch einer Liste! Alle Ergebnisse des ausführlichsten Metal-Jahresrückblicks der Republik findet ihr im…
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