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Maik Weicherts Kolumne: Des Kaisers neue Kleider

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Heaven Shall Burn Maik Weichert
Heaven Shall Burn 19.03.2010 Session
Weimar – , Germany

Kennt ihr das auch?! Man steht auf einer Party, einem Konzert oder sonst einer Gelegenheit mit ein paar Leuten zusammen rum und unterhält sich über Musik, die Bands, die einen grad kicken, überrascht haben oder bitter enttäuschten. Die Gesprächspartner sind dann mal einer Meinung, manchmal auch nicht, man debattiert und diskutiert – völlig normal – Geschmäcker sind ja ganz verschieden… Nur wenn bestimmte Namen fallen sind plötzlich alle einer Meinung: Tool sind übergenial, Meshuggah sind gottgleich und Porcupine Tree sind sowieso über alles erhaben!!!

Ich stehe dann immer in der Ecke rum und denke mir, dass Tool zwar vor einigen Jahren echt unterhaltsam waren, Meshuggah auch mal relativ geile Mucke gemacht haben und Porcupine Tree zumindest nicht langweiliger als die Musik in der Warteschleife beim Bundeskatasteramt sind, aber sind das wirklich alles Götterbands? Ist das genial? Ist das über allem schwebende progressive Kunst? Man wird wie ein Gotteslästerer behandelt und sinkt sofort im Ansehen der Gesprächspartner, wenn man nicht in die Lobeshymnen auf den Kanon der Überbands einstimmt.

Ich sage nicht, dass diese Bands und andere „angeprogte“ Kapellen Müll sind, aber irgendwie scheine ich die Genialität vieler allseits auf den Thron gehobener Combos nicht zu kapieren. Ist denn die ganze musikinteressierte Welt mit so viel mehr Auffassungsgabe gesegnet als ich!? Oder trauen sich viele Leute einfach nur nicht zuzugeben, dass viele gehypte Werke ach so göttlicher Bands doch nur ein durchschnittliches Unterhaltungsgefühl beim Konsumenten hervorrufen?!

Das Gleiche fällt mir bei Konzerten auf. Wenn ich die Konzertbesucher nach manchem „Progkonzert“ reden höre, dann frage ich mich ernsthaft, ob sie die gleiche Band wie ich gesehen haben. Da steht viel zu oft eine mit bloßem Auge von einer gelangweilten Studentencombo kaum zu unterscheidende Leisespieltruppe auf den Brettern und das Volk vor der Bühne tut so, als ob es die große Kunst in sich aufsaugt. Weder rocken, noch Energie, noch Feeling in irgendeiner Richtung – alles was Musik für mich ausmacht fehlt. Die Kennergemeinde tut aber so, als sei grad Musikgeschichte geschrieben worden.

Natürlich geht es auch anders. Anathema, Dream Theater, Opeth – das knallt, das lebt, das bewegt. Solche Bands sind aber auch nicht die Fälle die ich meine. Mich regen einfach nur diese vielen Spinner auf die so tun, als sei eine durchschnittliche Band bzw. eine durchschnittliche Leistung einer Band das Ultimative – einfach weil es Konsens ist und man es von zahlreichen genauso wiederkäuenden Musikjournalisten vorgekaut bekommt. Mittlerweile ist es doch so, dass bestimmte Bands machen können was sie wollen und die Möchtegerns da draußen feiern es als Überwerk ab. Das ist wie bei des Kaisers neuen Kleidern: wenn du die Genialität nicht erkennst, dann bist du eben blöd.

Warum darf ich denn eine Tool-Platte nicht belanglos und langweilig finden oder behaupten, dass der Meshuggah-Drummer auf manchen Platten für mein Empfinden einfach nur einen anderen Song spielt als der Rest der Band, ohne dass jeder gleich sein wichtiges Musikkennergesicht aufsetzt und glaubt mich dummen Grindcore-Neandertaler eines Besseren belehren zu müssen?! Das regt mich auf. Ganz besonders, wenn ich weiß, dass der Spinner, der mir da grad ein Ohr abkauen will, noch weniger Ahnung von Musik hat als ich.

„Genial“ und „göttlich“ sind einfache, aber große Worte und werden viel zu inflationär benutzt. „Uninspiriert“ und „blasiert“ dagegen sind komplexe und negativ behaftete Begriffe, die den Nagel jedoch oftmals eher auf den Kopf treffen würden. Manchmal sind Platten oder Konzerte einer großen Band eben nur durchschnittliche Ereignisse – das muss man doch auch mal akzeptieren können.

Aber wahrscheinlich kapiere ich es einfach nicht. Mein Fehler, ich gehöre wohl nicht zum erlauchten Kreis der tief reflektierenden Musikfeinschmecker…

Drauf geschissen.

 

Axel Jusseit Krefeld Germany
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METAL HAMMER präsentiert: Baroness

Nachdem der Vorgänger GOLD & GREY einen Schlussstrich unter Baroness’ farblich gekennzeichnete Albumserie gesetzt hat, schlägt STONE ein neues Kapitel in der Band-Geschichte auf. Während eine Song-Vorabveröffentlichung wie ‘Beneath The Rose’ noch Jim Morrison und Henry Rollins im Spoken Word-Clinch evozierte, ist nach vollständigem Albumgenuss klar, dass damit lediglich zwei von vielen diametral entgegengesetzten Dynamikpunkten definiert wurden. Denn das sechste Album der Band entpuppt sich in vielerlei Hinsicht als akustische Wundertüte. METAL HAMMER präsentiert: Baroness 03.08. Karlsruhe, Substage 05.08. Saarbrücken, Garage 06.08. Aschaffenburg, Colos-Saal 09.08. Leipzig, Werk 2 Karten zur Tour unter www.metal-hammer.de/tickets. — Bestens informiert über dieses und alle weiteren…
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