Hammerfall haben einen Lauf. Treffender noch: Sie haben mächtig Auftrieb! Abgelegt sind die leichten Ermüdungserscheinungen des direkten Vorgängers DOMINION (2019), zurück die Energieschübe von (R)EVOLUTION (2014) und BUILT TO LAST (2016). Wenig überraschend überraschen die Schweden dabei nicht mit großartigen Experimenten, sondern liefern pfeilgeraden Heavy Metal nach dem Accept-Lehrbuch, dem sie natürlich längst einen eigenen Appendix beigefügt haben. Nur bringen sie diesmal ihre Vision des schwert- und hammerbewehrten Metal noch schwungvoller rüber, reißen mit beinahe jedem Song neu aus dem Sitz (nur zwei, drei Stücke bringen zu wenig auf die Matte und gehen im Albumverlauf unter) und pflanzen, begleitet von zur Perfektion geschmiedeten Riffs und aufwieglerischen Soli, manch unauslöschlichen Ohrwurm in den Headbanger-Schädel.
🛒 HAMMER OF DAWN bei AmazonObendrein klingt Sänger Joacim Cans phasenweise, als sei er in den Jungbrunnen gefallen und erreicht wunderbare Höhen. Umso unnötiger der Marketing-Gag mit dem Kurzauftritt von King Diamond – ‘Venerate Me’ wäre auch so zu einem Album-Highlight geworden, zusammen mit unter anderem dem benzingetränkten ‘No Son Of Odin’, dem beschwingten ‘Reveries’ und dem kampfeslustigen ‘State Of The W.I.L.D.’. 25 Jahre nach dem Debüt mögen sich Hammerfall augenzwinkernd für ‘Too Old To Die Young’ halten, doch trotzdem bleibt festzuhalten: Bitte weiterhämmern!
Nach kurzer Besinnungsphase gelangen den Schweden zuletzt jede Menge guter Alben. Auch HAMMER OF DAWN gehört dazu – zeigt es doch erneut eindrucksvoll den Spagat zwischen traditionellen Tugenden, kraftvoller Relevanz, Ermächtigungsbotschaften und einer Prise Selbstironie (feierbar: ‘Too Old To Die Young’). Von wegen altes Eisen! Katrin Riedl (5,5 Punkte)
Man kann den schwedischen True Metal-Traditionalisten keine groben Fehler vorwerfen. Ihr neues Album klingt gut produziert, liefert die gewohnten Hammerfall-Standards und weiß in einigen der Songs auch durchaus zu überzeugen. In seiner Gesamtheit bietet HAMMER OF DAWN für mein Empfinden jedoch zu wenig Neuerungen, Überraschungen, Wagnisse, Prickelndes. Ergo: Eine gute und wie erwartet solide Scheibe, aber mehr irgendwie auch nicht. Matthias Mineur (4,5 Punkte)
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