
Seit Ian Anderson Ende der 2010er Jethro Tull neues Leben einhauchte und 2022 mit THE ZEALOT GAME auch unter dem Band-Banner wieder Platten aufnimmt, ist er wieder im übermenschlichen Songwriting-Rhythmus der Siebziger gefangen: ziemlich jedes Jahr ein neues Album. Und während der Nachfolger RÖKFLÖTE tatsächlich etwas überhastet und dünn klang, ist CURIOUS RUMINANT nun endgültig die fulminante Rückkehr zu alter Größe. Zwar sind die Tage schlicht und einfach vorbei, in denen man Jethro Tull noch als Hard Rock-Band bezeichnen konnte, aber in dem barocken Folk-Gewand fühlt sich der Maestro hörbar wohl. Es mag vielleicht auch ein wenig am Alter liegen – die Stimme ist zwar unverkennbar seine, doch besonders laut ist sie nicht. Macht nichts, denn das melodische Gesäusel des britischen Exzentrikers steht der Melange aus Akustikklängen, ausgiebigen Querflötensoli und diesmal auch vermehrt Akkordeonakzenten vor. Es ist Entspannung pur.
🛒 CURIOUS RUMINANT bei AmazonSanfte Folk-Balladen, etwas fetzigere, angeproggte Stücke mit schnellen Akkordfolgen und ein echtes Ungetüm typischer Ian Anderson Fusion-Fummelei: Mit protzigen 16 Minuten weckt der 77-Jährige glatt Erinnerungen an ‘Thick As A Brick’. Ach ja, und natürlich ist der letzte Track ein Gedicht. Nach dem Album bekommt man einfach nur Lust, mit Anderson in einer gemütlichen Stube Tee zu trinken und sich seine Geschichten anzuhören. Zwar hätte ein bisschen E-Gitarre hier und da auch nicht wehgetan, aber Jethro Tull bringen mit CURIOUS RUMINANT ein in ihrem Katalog weit vorne stehendes Album heraus.
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